Universitätsmedizin Magdeburg forscht zu Long-COVID

08.11.2021 -  

Welche Spätfolgen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftreten können und wie Betroffenen besser geholfen werden kann, erforschen Magdeburger Wissenschaftler:innen in zwei Verbundprojekten.   

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert 10 Forschungsverbünde zu den Spätfolgen von COVID-19 mit insgesamt 6,5 Millionen Euro. Die Universitätsmedizin Magdeburg ist als Partner in zwei Projekten mit vertreten und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie. „Zu den Spätfolgen nach einer Corona-Infektion fehlen uns noch immer genauere und fundierte Daten, um Betroffene besser zu behandeln und einheitliche Therapiekonzepte zu erarbeiten. Das ist etwas, was Wissenschaft leisten kann und deshalb freut es mich umso mehr, dass auch unsere Forscherinnen und Forscher mit ihrer Expertise daran beteiligt sind, diese Wissenslücken künftig zu schließen“, betont die Dekanin der Medizinischen Fakultät Magdeburg, Prof. Dr. Daniela Dieterich.

Prof. Junne

Foto: Portrait von Prof. Dr. Florian P. Junne. Fotografin Melitta Schubert/UMMD

In dem Forschungsprojekt „PsyLoCo“, koordiniert von der Technischen Universität München gemeinsam mit den Standorten Magdeburg und Halle (Saale), soll ein therapeutischer Ansatz entwickelt werden, der speziell auf psychische und psychosoziale Bedürfnisse von Patient:innen mit Long-COVID abzielt. „Die anhaltenden Beschwerden nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 umfassen ein breites Spektrum an Symptomen, von Antriebslosigkeit bis hin zu Ängsten, aber auch Schmerzen. Aus diesem Grund ist die Erhebung und Beschreibung spezifischer Bedürfnisse von Betroffenen wichtig, um effektive therapeutische Maßnahmen zu entwickeln und damit die Lebensqualität von Betroffenen wieder zu steigern“, erklärt Prof. Dr. Florian Junne, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Magdeburg. Er untersucht in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen der Universitätsklinik Tübingen eine von zwei  spezialisierten Corona-Kohorten. Beide zusammen umfassen insgesamt mehr als 2000 Teilnehmer:innen mit positivem SARS-CoV-2-Test. „Wir werden anhand der gesammelten Daten den Therapiebaustein für psychosoziale Bewältigungsstrategien entwickeln und in einem Patienten--zentrierten Ansatz umsetzen.“ Zu dem gesamten Forschungsverbund zählen zudem auch die Unikliniken Ulm und Freiburg. Damit sind gleich mehrerer Standorte des künftigen Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG), zu denen auch die Universitätsmedizin Magdeburg gehören wird, bei diesem Projekt vertreten.

Das Magdeburger Forschungsteam um Prof. Monika Brunner-Weinzierl _Fotografin Sarah Kossmann (2)

Foto: Das Magdeburger Forschungsteam in dem Projekt „LongCOCid“: Dr. Lars Choritz, Prof. Dr. Monika Brunner-Weinzierl, Prof. Dr. Dirk Reinold. (v.l.n.r) Fotografin Sarah Kossmann/UMMD

Obwohl die eigentliche Corona-Virus-Infektion bei Kindern und Jugendlichen in der Regel sehr mild oder gar asymptomatisch abläuft, können auch diese an Long-COVID leiden. Es fehlt jedoch an genauen Daten zur Krankheitslast, ebenso wie diagnostische und therapeutische Leitlinien oder spezielle Rehabilitationsprogramme für Kinder und Jugendliche. In dem Projekt „LongCOCid“ soll das Krankheitsbild von Wissenschaftler:innen der Universitätsmedizinen Magdeburg, Jena (Koordination) und Ilmenau umfassend erforscht werden. Ziel ist es, spezielle Behandlungen für Kinder und Jugendliche sowie deren Rehabilitation zu etablieren. Dazu werden unter anderem Daten aus Ultraschalluntersuchungen von Herz und Lunge, aber insbesondere auch immunologische Veränderungen erfasst. „Da Long-COVID-19-Symptome bei Kindern und Jugendlichen auch für Autoimmunkrankheiten charakteristisch sind, wollen wir untersuchen, ob Betroffene für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen oder Allergien besonders gefährdet sind“, erläutert Prof. Dr. Monika Brunner-Weinzierl, Leiterin der Experimentellen Pädiatrie der Universitätsmedizin Magdeburg. Im Fokus der Forscher:innen steht zudem die systematische Erfassung von immunologischen Markern, die auf eine Entzündung am Gefäßsystem im Gehirn hinweisen könnten. „Wir gehen davon aus, dass durch die Verknüpfung unserer Daten mit allen Daten des Konsortiums Biomarker identifiziert werden können, die zur Diagnose von Long-COVID-19 und zur Vorhersage des langfristigen Krankheitsverlaufs beitragen“, erläutert die Wissenschaftlerin. Der Magdeburger Immunologe Prof. Dr. Dirk Reinhold vom Institut für Molekulare und Medizinische Immunologie und Augenarzt Dr. Lars Choritz von der Universitätsaugenklinik sind ebenfalls an der Studie beteiligt.

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