Grauer Star: Wenn das Auge trüb wird

Die Vorstellung, nicht mehr gut sehen zu können, bereitet vielen große Angst. Doch gerade mit steigendem Alter ist dies oft Realität und es bildet sich der sogenannte graue Star heraus.

von Jacqueline Heß

Der graue Star (Katarakt) ist eine der häufigsten Augenkrankheiten im Alter und weltweit die häufigste Ursache für Erblindung. Es trübt sich dabei die ursprünglich klare Augenlinse. Das behindert das Sehen zunehmend. Zu den ersten Symptomen gehören unscharfes und kontrastarmes Sehen, Blendeempfindlichkeit bei Sonne oder nachts bei Autofahrten sowie ein beeinträchtigter Farbsinn. In einem späten Stadium haben Betroffene meist das Gefühl, alles durch ein Milchglas zu betrachten.

Prof. Thieme„Der graue Star entwickelt sich häufig ab einem Alter von 60 Jahren, ein sogenannter ´Altersstar´. Die Symptome machen sich oft erst nach längerer Zeit bemerkbar. Auch Jugendliche, Kinder oder sogar Neugeborene können vom grauen Star betroffen sein. Um eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen, sollte man ab 40 regelmäßig zur Augenuntersuchung gehen. Im Wesentlichen handelt es sich bei der Katarakt jedoch um einen Alterungsprozess, der nicht aufzuhalten ist“, weiß Prof. Dr. Hagen Thieme, Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg.

Warum genau es zu einem Altersstar kommt, ist noch unklar. Neben erblicher Veranlagung gibt es verschiedene Risikofaktoren, zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Letztlich verändern sich Struktureiweiße der Augenlinse und es kommt zu einer Verdichtung der Linsenzellen. Die Linse verliert zunehmend an Elastizität und trübt sich ein. Normalerweise glasklar, sorgt sie für einen scharfen Blick. Eine getrübte Linse verschleiert ihn.

Prof. Thieme: „Bei beginnendem Altersstar kann zunächst versucht werden, die Brechungsunregelmäßigkeiten der Augenlinse mit passenden Brillengläsern auszugleichen. Eine Therapie mit Medikamenten gibt es nicht. Die einzige effektive Behandlungsmöglichkeit bei grauem Star ist die Operation, um das Sehvermögen wiederherzustellen. Der Eingriff kann meist bei örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Anders als oft irrtümlich angenommen, erfolgt die Erstoperation aber nicht mit dem Laser, sondern in der Regel durch Ultraschall, kombiniert mit kleinen Schnitten. Die Staroperation gehört zu den sichersten der gesamten Medizin; ihre Risiken sind so gering, dass sie ohne Zögern erfolgen kann. Dabei wird die natürliche trübe Linse entfernt und durch eine sogenannte Intraokularlinse aus Kunststoff ersetzt.“

Grauer Star OPDie Klinik setzt zur operativen Behebung des Grauen Stars die neue 1,4 mm Injektionslinse zusammen mit der speziell dafür entwickelten Kleinstschnitt-Operationstechnik, kurz MICS-Technik, ein. Pro Auge dauert der Eingriff rund 10 bis 15 Minuten und kann meist ambulant durchgeführt werden. Das Auge ist bereits am nächsten Tag wieder voll funktionsfähig.  Prof. Thieme: „Wir haben uns für diese neue sanfte Methode entschieden, weil dieser winzige 1,4 mm Schnitt das Infektionsrisiko minimiert und die Wundheilung beschleunigt.“

Vor kurzem wurde an der Universitätsaugenklinik Magdeburg zudem ein Wunschlinsen-Zentrum eröffnet. Dieses ist mit moderner Medizintechnik zur Diagnostik und Therapie ausgestattet. Dabei kommt ein Zeiss-OP-Mikroskop der neuesten Generation zum Einsatz, das im Vergleich mit bisherigen Geräten einige Vorteile bietet. Als Beispiel hierfür nennt der Klinikdirektor die Behandlung des grauen Stars. Mit dem neuen OP-Mikroskop werden die bisherigen aufwendigen Voruntersuchungen wesentlich verkürzt. Auch während der Operation bietet das Gerät einige Verbesserungen. „Mit einem komplexen Computerprogramm wird die genaue Anatomie des Auges gemessen und anhand dessen werden Daten erstellt, an welcher Stelle wir die künstliche Linse platzieren müssen. Bei dieser Präzision bietet es sich an, individuell angepasste Linsen zu implantieren. Die Speziallinse funktioniert wie eine Gleitsichtbrille. Wir setzen also die Brille von der Nase runter und rein ins Auge“, erklärt Prof. Thieme.

Fotos:

  • Prof. Dr. Hagen Thieme, Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg
  • Operation mit dem neuen OP-Mikroskop

Letzte Änderung: 07.03.2019 - Ansprechpartner: Webmaster