Reanimation: Es gibt nur den Fehler, nichts zu tun

Obwohl jeder helfen könnte, tun es die Wenigsten!

Es gibt nur den Fehler, nichts zu tun

von Jacqueline Heß

Es kann jeden treffen und jeder kann helfen: Herzstillstand. Plötzlich bricht ein Mensch zusammen - Passanten bleiben erschreckt stehen. Einige von ihnen wissen zwar noch ungefähr, was zu tun ist, aber die Angst, etwas falsch zu machen, lässt sie zögern. Wertvolle Minuten vergehen, doch schnelles Agieren ist lebensnotwendig!

Reanimation auf der Magdeburger GesundheitsmesseErfolgt nicht binnen weniger Minuten eine Herzdruckmassage, so ist ein Überleben eher unwahrscheinlich. Nur 15 Prozent der Bundesbürger, die Zeuge eines solchen Notfalls werden, helfen mit einer lebenswichtigen Reanimation. Die anderen wissen nicht, wie es geht oder trauen sich nicht. Mit der Aktion „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ wollen Deutschlands Anästhesisten unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums das Selbstvertrauen der Bürger als Ersthelfer stärken.

Der Leitende Oberarzt der Universitätsklinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie Magdeburg, PD Dr. Uwe Ebmeyer, erklärt: „Der plötzliche Herztod ist mit schätzungsweise 100.000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Obwohl jeder helfen könnte, tun es die Wenigsten. Mit verschiedenen Aktionen beispielsweise im Rahmen der Woche der Wiederbelebung versuchten wir, die Angst zu nehmen und zum Agieren zu bewegen. Wir wollen somit den Menschen bei der Anwendung lebensnotwendiger Maßnahmen eine größere Sicherheit vermitteln.“

Jeden Tag werden Menschen hierzulande plötzlich und unerwartet mit einem Herznotfall konfrontiert: Wenn jemand ohne Warnzeichen zusammenbricht und bewusstlos am Boden liegt, auf Rütteln und Zurufe nicht reagiert und nicht mehr atmet, dann liegt wahrscheinlich ein akuter Herzstillstand vor. Ab jetzt läuft die Uhr: Denn bereits nach 3 Minuten fängt das Gehirn an, abzusterben. Das Problem: Bis ein Rettungssanitäter oder Notarzt vor Ort sein kann, ist es oft schon zu spät. Denn es gilt: In jeder Minute, die vergeht, verringert sich die Überlebenschance um 10 Prozent und ein plötzlicher Herztod droht. PD Dr. Ebmeyer: "Aus Angst etwas falsch zu machen, wird nach dem Absetzen des Notrufs oft gar nichts getan und abgewartet, bis der Rettungsdienst eintrifft. Dabei ist die Ersthilfe schnell erlernbar und leicht anzuwenden. Wer einen Menschen mit Herzstillstand auffindet, muss umgehend handeln und innerhalb kürzester Zeit mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Es zählt nun jede Sekunde. Die sogenannte Laienreanimation ist das erste wichtige Glied einer Rettungskette. Laienhelfern kommt somit eine große Bedeutung zu: Je mehr Menschen die Technik der Wiederbelebung beherrschen, desto besser sind die Chancen, dass jemand einen Herzstillstand überlebt. Es gibt nur den Fehler, nichts zu tun und im Kampf gegen den plötzlichen Herztod können auch medizinische Laien zu Lebensrettern werden.“

INFOKASTEN

Skizze Reanimation

 

Bei der Wiederbelebung gelten die drei Schritte „Prüfen - Rufen - Drücken“: Sprechen Sie die Person an, fügen Sie den Schultern einen Schmerzreiz zu. Prüfen Sie dann, ob die Person atmet. Wenn die Person bewusstlos ist, aber atmet, dann kann man sie in die stabile Seitenlage bringen. Wenn aber der Betroffene bewusstlos und nicht atmet, dann rufen Sie zunächst den Notarzt (112).

Anschließend beginnen Sie mit der Herzdruckmassage: Liegt der Betroffene bereits auf dem Boden? Falls nicht, legen Sie ihn für die Herzdruckmassage auf einen harten Untergrund (z. B. den Fußboden). Legen Sie Ihre beiden Handballen übereinander mittig auf das Brustbein. Drücken Sie schnell und kräftig auf den Brustkorb des Bewusstlosen: Der Brustkorb sollte mindestens 5 Zentimeter einsinken. Wiederholen Sie dies 100 Mal in rascher Folge.

Eine Tempo-Merkhilfe ist folgende: Drücken Sie etwa so schnell wie der Takt im Lied "Stayin' alive" von den Bee Gees. Mit 103 Beats pro Minute ist das Lied ein guter Taktgeber. Unterbrechen Sie die Herzdruckmassage möglichst nicht länger als fünf Sekunden. Steht eine zweite Person als Helfer zur Verfügung, ist es sinnvoll, sich abzuwechseln bis der Rettungswagen eintrifft, um die Wiederbelebung zu übernehmen. Die Wiederbelebung ist die einzige Chance, das Gehirn und weitere Organe wie die Nieren oder die Leber vor einem Sauerstoffmangel zu bewahren. Die Reanimation bringt den Kreislauf wieder in Gang: die Druckmassage treibt das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus den Herzkammern in die großen Gefäße und verteilt es im Körper. Die äußerst empfindlichen Gehirnzellen erhalten so wieder Sauerstoff.

Skizze: www.einlebenretten.de

Fotos: Universitätsklinikum Magdeburg

Letzte Änderung: 01.03.2018 - Ansprechpartner: Webmaster