Hugo-Junkers-Preis 2014 für zukunftsweisende Projekte

17.12.2014 -  

Sachsen-Anhalts Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring hat am 15. Dezember 2014 die innovativsten Unternehmen und Forschungseinrichtungen des Landes mit dem Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt 2014 ausgezeichnet. Der Preis ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert und wurde bereits zum 24. Mal vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalts ausgelobt. 122 Bewerber haben in diesem Jahr an dem Wettbewerb teilgenommen, darunter 72 aus den Universitätsstandorten Magdeburg und Halle. Damit hat sich die Bewerberzahl im Vergleich zu 2013 verdoppelt. 12 Unternehmer und Wissenschaftler des Landes wurden  in den vier Hauptkategorien innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung, innovativste Projekte der angewandten Forschung, innovativste Produktentwicklung und innovativste Allianz für ihre Entwicklung ausgezeichnet. Diese Kategorien bilden den typischen Wertschöpfungs- und Entstehungsprozess einer Innovation ab. Zusätzlich wurden 3 Bewerber mit dem Sonderpreis in der Kategorie Ressourceneffizienz geehrt. Die Auswahl der 15 Sieger erfolgte durch eine externe Fachjury.

Auch Forschungsprojekte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) sind mit dem Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation 2014 ausgezeichnet worden. Sie erhielten in mehreren Kategorien Spitzenplatzierungen.

Platz 1 in der Kategorie Innovativste Projekte der angewandten Forschung  belegte das E-Power-Wheel des Forscherteams von Prof. Dr. Roland Kasper, Dr. Norman Borchardt und Dr. Wolfgang Heinemann von der Fakultät für Maschinenbau der Universität in Magdeburg. Sie entwickelten den weltweit leichtesten, kompaktesten und kostengünstigsten Radnabenmotor für Elektroautos. Herzstück ist die neuartige Luftspaltwicklung, die bei einfacher Geometrie und geringem Materialaufwand hohe Drehmomente, hohe Effizienz und einen exzellenten Rundlauf ermöglicht. In Kooperation mit der regionalen Wirtschaft wird das Produkt entwickelt und zur Marktreife geführt.

Prototypen des ultraleichten Radnabenmotors durchlaufen gegenwärtig umfangreiche Tests auf dem Prüfstand, bevor der Kooperationspartner Elektromotoren und Gerätebau Barleben GmbH das Produkt zunächst in einer Klein-Serie an den Start bringen wird. Über den Einstieg in Nischenmärkte sollen mittel- und langfristig Volumenmärkte mit mehreren Millionen Einheiten erschlossen werden.

Platz 3 in der Kategorie Innovativste Projekte in der Grundlagenforschung belegte das Team um Prof. Dr. Harald Gollnick von der Magdeburger Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie. Gemeinsam mit Kollegen des Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg und in Kooperation mit den Magdeburger Unternehmen Dornheim Medical Images MGmbH und Hasomed GmbH entwickelte er einen dermatologischen Ganzkörperscanner – ein halbautomatisches Arztassistenzsystem zur Früherkennung von Hautkrebs, der im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen in den vergangenen 20 Jahren die höchsten Zuwachsraten aufweist. Gleichzeitig ist er auch einer der tödlichsten Hauttumore überhaupt.

Mit Hilfe mehrerer Farbbildkameras und einer geeigneten Beleuchtung kann das Gerät etwa 90 Prozent der menschlichen Haut erfassen. Auf Basis der zweidimensionalen Bilddaten der Hautoberfläche, spezieller Erkennungs-und Wiedererkennungssoftware, spezifischer Kalibriertechnologien, Farbabgleichberechnungen u.a.m. wird eine Vorauswahl verdächtiger Pigmentierungsstörungen getroffen, deren Verläufe dokumentiert werden können. Die niedergelassenen Haut-Fachärzte und die Kliniken werden dadurch deutlich entlastet und können sich auf relevante Pigmentstörungen konzentrieren.


undefinedFoto: Team der Klinik für Dermatologie,  Dornheim Medical Images und Hasomed, IMG / Thomas Meinicke

Auf Platz 1 in der Kategorie Innovativste Allianz schaffte es das Forschungsprojekt Operationsmodelle des Felsenbeins - Training für die komplexe Ohroperation. Dem Magdeburger Forscher- und Entwicklerteam der Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik um den Mediziner Privatdozent Dr. Ulrich Vorwerk gelang es gemeinsam mit der Dornheim Medical Images GmbH und dem Lehrstuhl für Konstruktionstechnik der Universität ein Verfahren zu entwickeln, mit dem auf der Basis realer Patientendaten authentische künstliche Operationsmodelle des Felsenbeins zum Erlernen, Trainieren und Planen komplexer Ohroperationen hergestellt werden können.

 

undefinedFoto: Team HNO-Klinik,  Dornheim Medical Image und OVGU, IMG / Thomas Meinicke

Um einem gehörlosen oder gehörgeschädigten Patienten ein Innenohrimplantat in die Hörschnecke einzusetzen, muss der HNO-Chirurg sehr präzise einen Zugang durch das harte Knochengewebe fräsen, ohne Nerven oder Hör- und Gleichgewichtsorgane zu verletzen. Anhand des bei der Computertomografie gewonnenen Datensatzes wird zunächst ein sehr detailliertes, virtuelles 3D-Modell vom Felsenbein des Patienten erstellt.  Im Rapid-Prototyping-Verfahren wird aus dieser Vorlage das plastische OP-Modell durch schichtweises Aushärten eines lichtsensitiven Kunststoffs gewonnen. Die fertigen Modelle bilden die filigrane Struktur des Felsenbeins ab, inklusive der Gehörknöchelchen und der mit Flüssigkeit gefüllten inneren Hohlräume, wie die Hörschnecke.

Damit HNO-Chirurgen diese komplizierten Eingriffe erfolgreich meistern können, müssen sie Erfahrungen sammeln können. Darüber hinaus erfordern besondere Anatomien besondere Operations-Strategien, die exakt anhand der Patientendaten geplant werden müssen. Sowohl für das fallbasierte Lernen unter realistischen Operationsbedingungen in der Ausbildung als auch für den komplizierten Einzelfall können nach dem neuen Verfahren in wenigen Arbeitsschritten Modelle bereitgestellt werden. Im Januar 2015 wird der erste Workshop für angehende Chirurgen mit den neuen Operationsmodellen angeboten.

Übersicht aller Preisträger in den verschiedenen Kategorien:

Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung:

Platz 1: Institut für Biochemie und Biotechnologie, Institut für Biologie / VEROVACCiNES Martin-
            Luther-Universität Halle-Wittenberg
Platz 2: Helmholtz–Zentrum für Umweltforschung GmbH Department UBZ (Umwelt- und
            Biotechnologisches Zentrum)
Platz 3: Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie | Dornheim Medical Images
            GmbH | Hasomed GmbH

Innovativste Projekte der angewandten Forschung:

Platz 1: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg / Lehrstuhl Mechatronik
Platz 2: KSD Köthener Spezialdichtungen GmbH
Platz 3: IDT Biologika GmbH

Innovativste Produktentwicklung:

Platz 1: MIAM - Magdeburger Industriearmatur-Manufaktur GmbH
Platz 2: Guenther Bionics GmbH Parey
Platz 3: Exipnos GmbH Merseburg

Innovativste Allianz:

Platz 1: Universitäts-HNO-Klinik Magdeburg | Dornheim Medical Images GmbH | Otto-von-Guericke-
            Universität Magdeburg
Platz 2: Hochschule Anhalt | Hochschule Merseburg |Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM
Platz 3: INB Vision AG

Sonderpreis Ressourceneffizienz:

Platz 1: P-D Aircraft Interior GmbH
Platz 2: ThermHex Waben GmbH
Platz 3: GNS - Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH

Weiterführende Informationen zu den Preisträgern finden Sie unter: www.hugo-junkers-preis.de.

Letzte Änderung: 24.05.2019 - Ansprechpartner: Webmaster