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  Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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Informationsdienst Wissenschaft - idw

  PMI Nr: 107 / Datum: 05.11.2003

  Verleihung des Novartis-Graduierten-Stipendiums
  Genetische Schaltmechanismen beeinflussen offenbar die Aggressivität von bestimmten Hirntumoren. Für deren Erforschung erhält Dr. Christian Mawrin von der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ein Graduierten-Stipendium der Novartis-Stiftung, das gestern, am 4. November 2003, in Magdeburg verliehen wurde.  
 
Veränderungen von bestimmten Genen kennzeichnen die Entwicklung fast aller Tumoren – auch bei den so genannten Astrozytomen des Gehirns, die in ihrer bösartigsten Form mit einer mittleren Lebenserwartung von sechs bis zwölf Monaten zu den aggressivsten Geschwulsten überhaupt gehören. Kaum mit den üblichen Mitteln wie Chemo- und Strahlentherapie zu behandeln, sucht die Krebsforschung dringend nach Wegen, um erstens die Chancen der Patienten besser abschätzen zu können und zweitens dringend nötige Ansätze für neue Therapien zu finden. Dr. Christian Mawrin von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat Hinweise darauf, dass zwei Proteine namens CREM und CREB daran beteiligt sind, wenn aus einem gutartigen ein bösartiges Astrozytom wird. Seine Arbeiten würdigt die Nürnberger Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung mit einem Graduierten-Stipendium.  
 
Wenn eine Zelle entartet und sich letztlich explosionsartig vermehrt, häufen sich schrittweise Veränderungen in den Genen an, die das gesunde Wachstum kontrollieren und bremsen. „Eines von vielen wichtigen Genen bei diesem Prozesses heißt c-Fos“, sagt der Preisträger. In wenig aggressiven Astrozytomen ist c-Fos kaum aktiv, in sehr bösartigen Formen hingegen wird es andauernd angeschaltet. Diese Aktivierung läuft über eine bestimmte Kontrollregion des Gens, an die vermutlich CREB bindet. Mawrin will dies in Studien mit Zellkulturen nun sicher belegen. Vorläufige Resultate besagen, dass CREB selbst in aggressiven Astrozytomen ebenfalls vermehrt produziert wird. CREB gehört zu jenen so genannten Transkriptionsfaktoren, die über diesen Bindungsmechanismus die Aktivität von Genen antreiben.  
 
CREM hingegen ist ein Protein, das ähnlich arbeitet, aber mit gegenteiligem Effekt: „Es schaltet Gene ab“, erklärt der 31jährige Arzt. CREM und CREB konkurrieren förmlich um dieselben Bindungsstellen in einem Gen. Ein Kampf, den CREM in wenig aggressiven Formen des Astrozytoms offenbar noch gewinnt – um ihn vermutlich wegen weiterer genetischer Veränderungen in dessen bösartigster Form zu verlieren. Die Erkenntnisse könnten der Entwicklung neuer Therapiestrategien dienen. In Eierstockkrebszellen ist es beispielsweise gelungen, den verhängnisvollen Anschaltmechanismus zu blockieren. Die Tumorzellen starben daraufhin ab. Auf ähnliches hofft Mawrin auch beim Astrozytom. Denkbar sind eine spezielle Gentherapie und maßgeschneiderte Medikamente.  
 
Zur Person:  
Dr. med. Christian Mawrin, Jahrgang 1972, hat von 1992 bis 1999 an der Otto-von-Guericke-Universität Humanmedizin studiert. Seine Arzt im Praktikum-Zeit absolvierte der gebürtige Magdeburger nach dem Staatsexamen am hiesigen Uni-Institut für Neuropathologie. In dieser Zeit promovierte er auch. Anschließend nahm er eine Tätigkeit als Assistenzarzt in der Neuropathologie auf, Anfang diesen Jahres wurde er zum wissenschaftlicher Assistenten (C1) berufen. In der Zeit von Oktober 2002 bis April 2003 absolvierte er einen Forschungsaufenthalt am Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR) in Washington DC, USA.  
 
Das mit 6 200 Euro dotierte Graduierten-Stipendium der Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung ist als Auszeichnung speziell für Nachwuchswissenschaftler gedacht, die durch besonders gute Publikationen bemerkenswerter Forschungsergebnisse oder die Erarbeitung innovativer Forschungshypothesen auf sich aufmerksam gemacht haben. Ausgewählte Medizinische Fakultäten in Deutschland können einmal jährlich der Stiftung einen wissenschaftlichen Mitarbeiter für diese Förderung vorschlagen.  
 
Für Redaktionen:  
Ein Foto von Preisträger Dr. med. Christian Mawrin stellen wir Ihnen gern im jpg-Format zur Verfügung.  


 

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