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  Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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Informationsdienst Wissenschaft - idw

  PMI Nr: 97 / Datum: 10.10.2003

  Ausstellung \"GEWISSENlos-GEWISSENhaft\" bis 29.Oktober im Dom
  Noch bis zum 29. Oktober wird die Ausstellung „GEWISSENlos- GEWISSENhaft“ - Menschenversuche im Konzentrationslager - im Magdeburger Dom gezeigt.  
 
"Wie konnten Ärzte so etwas tun?" Diese Frage stellt sich jedem, der eine KZ-Gedenkstätte betritt. Auf der Suche nach einer Antwort geht die Ausstellung den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen nach, die es Ärzten erlaubten, mit \'gewissenloser Gewissenhaftigkeit\' am Menschen zu experimentieren. Die Ausstellung beschäftigt sich zunächst mit den wissenschaftlichen und ideologischen Hintergründen der Versuche und mit ihrem örtlichen Rahmen, dem Konzentrationslager. Diese menschenverachtende Institution bildete den rechtsfreien Raum, in dem Menschen gegen ihren Willen zum Gegenstand von oft tödlichen Experimenten wurden. Dazu gehörten beispielsweise Zwillingsversuche in Auschwitz, Fleckfieberversuche im KZ Buchenwald, Unterdruckversuche in Dachau oder Gasbrandversuche im Lager Ravensbrück.  
Die Versuche, auf die in der Ausstellung näher eingegangen wird, enthüllen ein breites Spektrum an wissenschaftlichen, militärischen, ideologischen und wirtschaftlichen Interessen. Sie geben eine Vorstellung vom furchtbaren Leiden der Opfer. Und sie zeigen die Täter, die diese Versuche an den ihnen ausgelieferten Menschen aus Ehrgeiz und Geltungssucht, Sadismus und Gewissenlosigkeit durchführten.  
Abschließend richtet sich der Blick auf die Zeit nach 1945. Die Ausstellung informiert über den Umgang mit den Tätern und über das weitere Schicksal der Opfer. Und sie stellt den \'Nürnberger Ärztekodex\' vom 20.8.1947 vor, der als wichtige Grundlage für die Selbstverpflichtung von Wissenschaftlern zur Einhaltung forschungsethischer Normen gilt.  
Die Ausstellung wurde von den beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Erlanger Instituts für Geschichte der Medizin Dr. Maria Marion Ruisinger und Dr. Astrid Ley anläßlich des IPPNW Kongresses "Medizin und Gewissen" erarbeitet und erstmals 2001 im Stadtmuseum in Erlangen gezeigt. Seitdem hat sie bereits mehrere Stationen an Universitäten und in Museen zurückgelegt, so konnte sie u.a. bereits im Staatsarchiv Bamberg, an der Ruhr Uni Bochum und im Berliner Medizinhistorischen Museum gezeigt werden.  
 
Begleitend zur Ausstellung werden eine Vortrags- und Filmreihe angeboten und für Gruppen und Schulklassen Führungen durchgeführt. Über das Rahmenprogramm zur Ausstellung soll eine Ausweitung des Themas vorgenommen und neue Ergebnisse der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte (Dr. Th. Beddies) vorgestellt werden. Lokalhistorische Bezüge (Dr. Lutz Miehe) sollen integriert und an die aktuelle Diskussion um die Frage, wie in Zukunft an nationalsozialistische Menschenverbrechen erinnert werden kann (Gedächtniskultur), angeknüpft werden.  
 
Die Ausstellung wurde am 9. Oktober 2003 im Magdeburger Dom durch den Dekan der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Prof. Dr. Albert Roessner, und den Domprediger Giselher Quast eröffnet.  
 
Ansprechpartner für Redaktionen:  
- Privatdozentin Dr. Eva Brinkschulte, Tel. 0391/532 80 42/ -41,  
Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität  
- Ausstellung online: www.gesch.med.uni-erlangen.de/gewissen  
 
 


 

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