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  Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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  PMI Nr: 115 / Datum: 13.12.2004

  Erforschung des plötzlichen Kindstodes
 
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Anerkennung für Magdeburger Kinderarzt Professor Gerhard Jorch  
 
Der Magdeburger Kinderarzt, Prof. Dr. Gerhard Jorch, ist mit dem "Meinhard von Pfaundler Präventionspreis" der Stiftung Kindergesundheit ausgezeichnet worden. Die Würdigung erfolgte in Anerkennung seiner wissenschaftlichen und präventivmedizinischen Verdienste bei der Bekämpfung des plötzlichen Kindstodes. Die Verleihung fand am 17. November 2004 in München anlässlich eines Präventionssymposiums für Kindergesundheit unter der Schirmherrschaft von Eva Luise Köhler statt.  
 
Zur Person: Professor Dr. med. Gerhard Jorch, Jahrgang 1951, wurde Anfang 1998 an die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität als Ordinarius der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie berufen. Nach dem Medizinstudium, Promotion und Facharztausbildung für Kinderheilkunde übernahm Jorch im Jahr 1981 die oberärztliche Leitung der Neugeborenen- und Kinderintensivstation an der Universität Münster, die er bis zu seinem Umzug in die Elbestadt ausübte. Neben der Erforschung von Hirnschäden bei Neugeborenen gehört der plötzliche Kindstod zu den Arbeitsschwerpunkten des Wissenschaftlers. In Deutschland sterben jedes Jahr Kinder völlig unerwartet. Nach wie vor stellt der „Plötzliche Säuglingstod“ eine Bedrohung in den ersten Lebensmonaten dar. In diesem Zusammenhang leitete Jorch u.a. eine vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie, die von 1998 bis 2002 in Sachsen-Anhalt zur Erforschung möglicher Ursachen und Risikofaktoren dieser rätselhaften Todesart durchgeführt wurde. Im Juni nächsten Jahres ist der Magdeburger Kinderarzt Gastgeber der 31. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin in Magdeburg.  
 
Zur Forschung „Plötzlicher Kindstod“: Die aktuelle Statistik weist 359 plötzliche Kindstode als häufigste Todesart im Säuglingsalter für das Jahr 2002 aus. Dies sind 800 Todesfälle pro Jahr weniger als noch vor 13 Jahren. Im November 1991 wurde im „Deutschen Ärzteblatt“ aufgrund von Ergebnissen der Westfälischen Kindstodstudie der NRW-Landesregierung auf das Risiko der Bauchlage hingewiesen. Dieser Hinweis wurde von den Medien und Eltern rasch aufgenommen und führte bereits im Jahr 1992 zu einem Rückgang dieser Todesfälle um 400. Danach verlief der Rückgang langsamer, aber stetig. Nach zehn Jahren konnten weitere 400 Säuglinge pro Jahr vor dem plötzlichen Kindstod bewahrt werden. Dazu trugen weitere wissenschaftliche Untersuchungen, wie die vom BMBF finanzierte deutschlandweite Studie bei, die die Ergebnisse der westfälischen Kindstodstudie untermauerte und weitere Risikofaktoren belegte. Somit bestehen nun eine gesicherte wissenschaftliche Grundlage und ein von einer breiten Mehrheit gesundheitsberatender Berufe getragener Konsens hinsichtlich der Inhalte der Prävention des plötzlichen Kindstodes. Die Studiendaten zeigen, dass weitere 200 Säugligen jährlich gerettet werden können, wenn die bisher bekannten vorbeugenden Maßnahmen noch konsequenter umgesetzt werden. Die mit Abstand wichtigste Maßnahme ist das Schlafen in Rückenlage. Auch die Seitenlage ist risikoreich, wenn ein Drehen in Bauchlage nicht zuverlässig verhindert wird. Zusätzlich tragen zur Risikosenkung die Verwendung eines Schlafsackes statt eines Überbettes und das Schlafen im Elternschlafzimmer – aber nicht im Elternbett – bei. Verzicht auf Zigarettenrauchen oder mindestens Verminderung der Anzahl gerauchter Zigaretten im Haushalt des Kindes sowie Stillen mindestens bis zum 4. Lebensmonat fördern nicht nur die Gesundheit des Säuglings, sondern tragen auch zum Schutz vor dem plötzlichen Kindstod bei. Durch einfache und kostenlose vorbeugende Maßnahmen wurden seit 1992 schätzungsweise 7.000 Säuglinge in Deutschland vor dem plötzlichen Kindstod bewahrt. Es handelt sich somit um den wirksamsten Beitrag zur Kindergesundheit des vergangenen Jahrzehnts.  
 
Zur Stiftung: Die Stiftung Kindergesundheit setzt sich für eine verbesserte Gesundheitsvorbeugung ein, fördert die hierzu notwendige Forschung und die Verbreitung wissenschaftlich gesicherter Informationen für Ärzte und Familien mit Kindern. Die Gesundheit von Kindern hat sich in den letzten Jahrzehnten entschieden verbessert. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der deutliche Rückgang der Kindersterblichkeit. Auch bei der Verbesserung und Erhaltung der Gesundheit von Kindern konnten dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse große Fortschritte erzielt werden. Dennoch bleiben gerade bei der Gesundheitsvorbeugung auch heute noch große Herausforderungen bestehen. Die gemeinnützige Stiftung Kindergesundheit wurde vor sieben Jahren gegründet und steht unter der Schirmherrschaft von Dr. Irene Epple-Waigel. In der Zeit ihres Bestehens hat die Stiftung bereits diverse Projekte zur Vorbeugung und Behandlung kindlicher Erkrankungen initiieren und durchführen können: So engagiert sie sich unter anderem für die Allergieprävention, für die Ursachensuche und die Vorbeugung von Fehl- und Überernährung sowie für den Schutz vor Infektionen und angeborenen Fehlbildungen. Im Internet unter www.kindergesundheit.de.  
 
Zum Namensgeber des Preises: Meinhard von Pfaundler (1872-1947) war Ordinarius der Münchener Universitätsklinik von 1906-1939, wohin er bereits mit 34 Jahren aus Graz berufen wurde. Er gilt als einer der bedeutendsten Kinderärzte und erbrachte wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der angeborenen Stoffwechselerkrankungen und Infektionskrankheiten. Er beeinflusste die süddeutsche Kinderheilkunde in ähnlicher Weise wie sein Zeitgenosse Adalbert Czerny den norddeutschen Raum.  
 
Foto: Verleihung des "Meinhard von Pfaundler Präventionspreis" der Stiftung Kindergesundheit von Dr. Irene Epple-Waigel, der Schirmherrin der Stiftung, Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, und Eva Luise Köhler an Prof. Gerhard Jorch  
 
Für Redaktionen:  
Ein Foto von Prof. Dr. Gerhard Jorch (jpg-Format) stellen wir Ihnen gern zur Verfügung. Für Rückfragen ist er erreichbar unter Tel. 0391/67 17000,  
e-mail: gerhard.jorch@medizin.uni-magdeburg.de  
Internet: http://www.med.uni-magdeburg.de/fme/zkh/  


 

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