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  Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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  PMI Nr: 68 / Datum: 24.08.2004

  Neue immunologische Impulse aus Magdeburg
 
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Magdeburger Immunologen haben in der August-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Nature Reviews Immunology“ einen Übersichtsartikel über eine neue Familie signalübertragender Proteine in Immunzellen veröffentlicht.  
 
Unser Immunsystem hat die Aufgabe, den Körper vor eindringenden Krankheitserrregern, wie Bakterien und Viren, oder krankmachenden Substanzen zu schützen. Auf der Suche nach eingedrungenen „Feinden“ „patrouillieren“ die Zellen des Immunsystems, die so genannten Leukozyten, permanent durch alle Regionen des Körpers. Auf dieser Reise kommen die Zellen in Kontakt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Umgebungen und Geweben. Je nachdem, wo sich die immunkompetenten Zellen gerade aufhalten, muss die Immunantwort den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden. So verhalten sich Immunzellen in der Lunge anders als zum Beispiel im Blut, in den Lymphknoten oder in der Haut.  
 
Um sich der jeweiligen Umgebung anpassen zu können, ist die Oberfläche der Immunzellen mit einer Vielzahl verschiedener Rezeptoren besetzt, die sozusagen als „Fühler“ bzw. „Antennen“ die Umgebung abtasten und die zellulären Reaktionen steuern. In dieser Hinsicht ähnelt die Oberfläche der Immunzellen der Tastatur eines Klaviers. Je nachdem, welche Tastenkombination angeschlagen wird, entsteht ein unterschiedlicher immunologischer Klang bzw. eine unterschiedliche immunologische Melodie (Abbildung).  
 
Die Frage, wie die Vielzahl der von außen auf die Immunzellen einwirkenden Signale in eine entsprechende zelluläre Antwort umgesetzt werden, beschäftigt Immunologen - und Zellbiologen - seit vielen Jahren. In den letzten Jahren wurde in Bezug auf die Entschlüsselung dieser Problematik entscheidende Fortschritte erzielt. „So weiß man heute, dass im Inneren der Immunzellen eine Reihe von Molekülen existiert, die die von den Rezeptoren vermittelten Signale über intermolekulare und reversible Wechselwirkungen integrieren und modifizieren“, erklärt Professor Burkhart Schraven, Direktor des Magdeburger Uni-Institutes für Immunologie. „Diese multifunktionellen Proteine dienen den Immunzellen sozusagen als molekulare Biochips und werden als Adapterproteine bezeichnet.“  
 
Arbeitsgruppen am Institut für Immunologie der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg befassen sich seit einigen Jahren mit der Charakterisierung dieser, für die normale Immunfunktion extrem wichtigen, Proteine. Im Laufe der letzten Jahre ist es den Magdeburger Immunologen gelungen, eine neue „Subgruppe“ der Adapterproteine zu identifizieren und zu charakterisieren, die als „transmembranöse Adapterproteine“ bezeichnet werden. Auf Grund ihrer  
Lokalisation in der zellulären Membran stellen die transmembranösen Adapterproteine die erste Verbindung zwischen der Zelloberfläche, also den Rezeptoren, die die Umgebung abtasten, und dem Zellinnern dar. Die Identifikation der transmembranösen Adapterproteine hat somit die lange gestellte Frage geklärt, wie die signalübertragenden Rezeptoren der Immunzellen an intrazelluläre Signalwege angeschlossen werden.  
 
Über den derzeitigen Kenntnisstand in Bezug auf die Funktionen der transmembranösen Adapterproteine berichten die Magdeburger Immunologen in der renommierten Zeitschrift „Nature Reviews Immunology“ (August 2004, Vol 4, No 8, 603-616). Diese Zeitschrift hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Übersichtsjournale in der immunologischen Forschung entwickelt und inzwischen einen Impact Factor von ca. 27 erreicht. Die Tatsache, dass die Magdeburger Immunologen von den Editoren dazu eingeladen wurden, einen Artikel über den derzeitigen Stand des Wissens in Bezug auf die Funktion der transmembranösen Adapterproteine zu verfassen, verdeutlicht, wie bedeutsam diese Proteine für die normale Funktion des Immunsystems sind.  
 
In ihren zukünftigen Forschungsaktivitäten wollen die Magdeburger Immunologen die Funktion der verschiedenen transmembranösen Adapterproteine weiter entschlüsseln. Insbesondere besteht hier auch die Hoffnung, neue Therapiestrategien bei Krankheiten, die das Immunsystem betreffen (z. B. Autoimmunerkrankungen oder Leukämien) entwickeln zu können. Gefördert werden die Arbeiten insbesondere durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die im Jahr 2003 an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg eine vom Institut für Immunologie geleitete Forschergruppe mit der Thematik „Beeinflussung immunologischer Prozess durch membrannahe Signalmodule“ eingerichtet hat.  
 
Der Artikel kann über die folgende Web-Page heruntergeladen werden:  
http://www.nature.com/cgi-taf/dynapage.taf?file=/nri/journal/v4/n8/full/nri1414_fs.html  
 
Nähere Auskünfte erteilt gern:  
 
Prof. Dr. med. Burkhart Schraven  
Direktor des Institutes für Immunologie  
der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,  
Tel. 0391/67 15800,  
e-mail: burkhart.schraven@medizin.uni-magdeburg.de  
Internet: http://www.med.uni-magdeburg.de/fme/institute/iim/  


 

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