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  Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Tel.: (0391) 67 15162
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Informationsdienst Wissenschaft - idw

  PMI Nr: 106 / Datum: 02.11.2005

  "Welt-Diabetes-Tag 2005" am 14. November: Amputationen sind häufig vermeidbar
 
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Die Fußambulanz der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg beteiligt sich am diesjährigen "Welt-Diabetes-Tag" mit einem "Tag der offenen Tür" am Montag, 14. November 2005, von 13 bis 16 Uhr im Haus 60 b, Ebene 2, auf dem Gelände des Uni-Klinikums, Leipziger Straße 44.  
 
Zuckerkrankheit gehört zu den häufigsten Volkskrankheiten überhaupt. Schätzungen zufolge leiden etwa 8 Millionen Bundesbürger an Diabetes mellitus. Das Leitthema des bundesweiten Aktionstages ist in diesem Jahr dem diabetischen Fuß gewidmet. Dieses Krankheitsbild ist äußerst komplex. In Deutschland werden derzeit pro Jahr etwa 34 000 Amputationen aufgrund des diabetischen Fußsyndroms durchgeführt. Zu viel, meinen Experten. Um dies zu vermeiden, sind jedoch eine interdisziplinäre medizinische Behandlung sowie eine fachgerechte Fußpflege unerlässlich.  
 
Ärzte und Pflegemitarbeiter der Fußambulanz der Magdeburger Uni-Klinik bieten beim "Welt-Diabetes-Tag 2005" Informationen, Fachvorträge und Einzelgespräche rund um den diabetischen Fuß. Auch Messungen des Fußdrucks und der Nervenfunktion sind möglich. Eine Industrieausstellung und Tipps zur richtigen Fußpflege und der richtigen Schuhauswahl stehen ebenfalls auf dem Programm.  
 
Die Fußambulanz kann auf gute Ergebnisse bei der Betreuung diabetischer Patienten verweisen. Als erste Einrichtung wurde sie in Sachsen-Anhalt - als "Fußbehandlungseinrichtung" von der Deutschen Diabetesgesellschaft e.V. (DDG) im vergangenen Jahr akkreditiert.  
 
Ansprechpartner für Redaktionen:  
PD Dr. Ralf Lobmann,  
Komm. Direktor der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,  
Tel. 0391/67 21637  
e-mail: ralf.lobmann@medizin.uni-magdeburg.de  
 
Informationen zum diabetischen Fuß  
 
Eine Folge der häufig mit der Zuckerkrankheit einhergehenden Veränderungen des peripheren Nervensystems (Polyneuropathie) kann z.B. eine fortschreitende Gefühlsstörung, wie Missempfindungen (Kribbeln, Ameisenlaufen), herabgesetzte Schmerz- und Temperaturwahrnehmung sein, die vor allem die Füße betrifft. Die Betroffenen nehmen deshalb Verletzungen ihrer Füße nicht mehr ausreichend wahr. Es kommt nach einer Bagatellverletzung, die durch eine Blase durch zu enge Schuhe verursacht sein kann, zu schlecht heilenden Geschwüren, die mit tiefen Gewebeinfektionen einhergehen und zur Gliedmaßenamputation führen können. Dies wird als diabetisches Fußsyndrom bezeichnet. Bis zu 30 Prozent aller Diabetiker müssen infolge fehlenden Schmerzempfindens bei diabetischer Polyneuropathie einerseits und Durchblutungsstörungen andererseits mit Fußläsionen (Geschwür) rechnen. Das Amputationsrisiko des Diabetikers ist 15-fach höher, verglichen mit stoffwechselgesunden Menschen.  
 
Experten meinen, dass in Deutschland zu viele Fußamputationen durchgeführt werden und sehen dies als Folge einer bisher unzureichenden qualitativ ausreichenden und auch notwendigen interdisziplinäre Versorgung. Um eine optimale Patientenversorgung in der Praxis umzusetzen und den Patienten lange Irrwege in der Behandlung ihrer kritischen Erkrankung zu ersparen, hat die Deutschen Diabetesgesellschaft e.V. (DDG) Kriterien zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität sowie hinsichtlich des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung für ambulante und stationäre Fußbehandlungseinrichtungen festgelegt. Dazu gehören u.a. Vorgaben zur Personalausstattung, die regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen, und die Gewährleistung der interdisziplinären Zusammenarbeit, das heißt, die Kooperation mit Diabetologen, Internisten, Chirurgen/Orthopäden, Gefäßchirurgen und interventionell tätigen Radiologen.  
Angesichts des gravierenden sozialmedizinischen Problems ist es unerlässlich, geeignete und qualitätsgesicherte Versorgungsstrukturen zu etablieren. Die Zertifizierung durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft, die im Sinne des interdisziplinären Charakters allen Fachbereichen offen steht, ist daher unabdingbar und stellt einen bundesweiten Standard dar.  
 
Patienten mit einem Diabetes mellitus sollten, aufgrund des erhöhten Risikos schlecht heilende Fußläsionen zu entwickeln, regelmäßig ihre Füße kontrollieren, um frühzeitig entstandene Läsionen zu entdecken.  
 
Zur Vermeidung ist es wichtig, auf passgerechtes Schuhwerk zu achten, da sehr häufig zu enge Schuhe zu Druckstellen führen. Auch sollten immer Hausschuhe getragen werden, da ein versehentliches Anstoßen oder das Treten auf einen scharfen oder Spitzen Gegenstand unbemerkt bei Diabetikern zu Verletzungen führen kann.  
 
Eine regelmäßige Fußpflege ist die Voraussetzung für den Erhalt gesunder Füße bei Patienten mit einem Diabetes mellitus. Dabei sollte auf seifenhaltige Lösungen bei Fußbädern verzichtet werden und wegen des Empfindungsverlustes die Wassertemperatur mit einem Thermometer kontrolliert werden. Auch sind 5 Minuten Fußbad ausreichend, um die Haut durch Aufweichung nicht noch weiter zu strapazieren. Fuß- und Nagelpflege sollte nie mit scharfen Gegenständen erfolgen; Feilen sind hier zu empfehlen. Auch die fachmännische Fußpflege beim speziell ausgebildeten Podologen ist für Diabetiker ratsam, insbesondere wenn bereits ausgeprägte Nagelveränderungen oder Schwielenbildungen vorliegen. Hier wird nur mit fachkundiger Unterstützung eine Verbesserung zu erreichen sein; unter Anleitung des Fachpersonals lernt der Patient auch mit durch ihn selbst durchführbare Maßnahmen eine erneute Verschlechterung zu verhindern. Wichtig ist auf die spezielle Ausbildung zum Podologen zu achten, dass nur diese speziell in der Behandlung des Fußes bei Patienten mit einem Diabetes mellitus geschult sind. Die Kosten dieser Fußbehandlung werden in der Regel auch anteilig von den Kassen übernommen.  
 
Sollte es doch einmal zur Verletzung im Fußbereich gekommen sein sollte umgehend eine spezialisierte Einrichtung aufgesucht werden, denn gerade auch Bagatellverletzungen können sich beim Diabetiker schnell zu dramatischen Verläufen entwickeln, die zu einer Amputation des Beines führen.  
 
Die Fußambulanz der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat im vergangenen Jahr von der DDG die Akkreditierung als "Fußbehandlungseinrichtung DDG" erhalten. Die Spezialambulanz, die 1996 an der Uni-Klinik von Priv. Doz. Dr. Ralf Lobmann etabliert wurde, bietet eine integrierte Patientenbetreuung mit diabetologischen und angiologisch-gefäßchirurgischen Behandlungsvorschlägen an. Es erfolgen eine Gefäß- und Nervendiagnostik und eine regelmäßige ambulante Versorgung geeigneter chronischer Wunden. Sollte eine stationäre Behandlung erforderlich sein, wird die internistische oder chirurgische Weiterbetreuung in der Klinik angeboten. Besondere Aufmerksamkeit wird zur Vorbeugung von Fußverletzungen der Beratung gewidmet: bei Fußpflege, Auswahl geeigneten Schuhwerkes und ggf. Empfehlung konfektionierter oder orthopädischer Spezialschuhe.  


 

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