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  Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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  PMI Nr: 122 / Datum: 16.12.2005

  Lebensrettende Gefäßstütze bei Notfallbehandlung in örtlicher Betäubung eingesetzt
 
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Ausweitung der Bauchschlagader kann lebensbedrohlich sein  
 
Vor wenigen Tagen wurde an der Chirurgischen Universitätsklinik Magdeburg eine Stentprothese (Gefäßstütze) bei einem Patienten mit geplatzter Bauchschlagader als lebensrettende Operation erfolgreich in örtlicher Betäubung eingesetzt. Damit wurde erstmals in Sachsen-Anhalt dieses minimal-invasive Verfahren in der Notfallbehandlung eines Bauch-Aneurysmas angewendet.  
 
Die Platzierung des Stents in örtlicher Betäubung wurde bei einem 83-jährigen Patienten mit geplatztem Bauch-Aortenaneurysma mit einem Durchmesser von 8,5 cm vorgenommen. Der Magdeburger war am 1. Dezember 2005 mit starken akuten Bauchschmerzen vom Rettungsdienst in die Uniklinik gebracht worden und ist nach Ultraschall- und CT-Untersuchung operiert worden.  
 
Das Bauch-Aortenaneurysma ist eine ernst zu nehmende Gefäßerkrankung der Bauch- bzw. Hauptschlagader und führt zu einer ballonartigen Erweiterung, was als "Aussackung" bezeichnet wird. "Ursache hierfür ist eine ausgeprägte Arteriensklerose, also eine Gefäßverkalkung", erklärt OA Dr. Zuhir Halloul, der den gefäßchirurgischen Arbeitsbereich der Klinik für Chirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg leitet und die Operation bei dem 83-jährigen Notfallpatienten durchgeführt hat.  
 
Eine Ausdehnung der Bauchschlagader, die nicht mit Schmerzen verbunden ist, erstreckt sich über Jahre und wird meist bei einer Ultraschall-Untersuchung festgestellt "Die Gefahr besteht allerdings darin, dass das Gewebe bei einer zu großen Ausweitung zerreißen kann, was meist mit einer lebensbedrohlichen Blutung verbunden ist. Dies ist trotz aller Fortschritte in der zügigen operativen Versorgung und der nachoperativen Intensivtherapie noch immer mit einem erheblichen Sterblichkeitsrisiko belastet." Das prominenteste Opfer eines geplatzten Aneurysmas war bekanntlich Albert Einstein.  
 
Daher sei bei einer Ausdehnung der Bauchschlagader ab etwa 5 cm Größe eine vorsorgliche Operation zu empfehlen, betont der erfahrene Gefäßchirurg Dr. Halloul. "Operationstechnisch ist der Aneurysmabereich durch Gefäßprothesen zu ersetzen, was bei einem planbarem Operationstermin eine relativ sichere Operationsmethode darstellt." Als Verfahren hat sich hierbei seit einigen Jahren an der Magdeburger Uni-Klinik die Einführung einer Gefäßstütze, also eines Stents von der Leistenarterie aus nach innen in den Aussackungsbereich etabliert. Dabei wird der ursprünglich zusammengefaltete Stent schienenartig durch einen Katheterzugang in die Leistenschlagader eingeführt und in den Aneurysmabereich vorgeschoben, wo er sich von selbst entfaltet. Diese minimal invasive Methode setzt allerdings voraus, dass von unterhalb der Nierenarterienabgänge bis zur Aussackung eine ausreichend - etwa 1,5 cm lange - gesunde Bauchschlagader vorhanden ist, um die Gefäßstütze (Stent) sicher verankern zu können, und dass außerdem kein Risiko von weiteren Beckengefäßverschlüssen durch Gefäßerkrankungen besteht. Diese wichtigen Informationen über die Ausdehnung des lebensbedrohenden Befundes werden durch eine dreidimensionale Diagnostik in wenigen Minuten erstellt. Diese Gefäßstützen müssen dann individuell ausgewählt werden. So kann dem Betroffenen eine OP mit einem großen Bauchschnitt erspart bleiben und das Komplikationsrisiko auf ein Minimum reduziert werden.  
 
Oberarzt Dr. Halloul, der diese Operationen durchführt, berichtet, dass diese Eingriffe seit etwa eineinhalb Jahren an der Magdeburger Uni-Klinik nicht mehr mit Vollnarkose, sondern in örtlicher Betäubung erfolgen. Dies habe erhebliche Vorteile insbesondere für Patienten mit hohem Operationsrisiko. Voraussetzung ist allerdings ein Team von Radiologen, Anästhesisten sowie Chirurgen und natürlich die hier vorhandenen Untersuchungsverfahren.  
 
Problematisch ist die Versorgung der Patienten allerdings nach wie vor im Rupturstadium, also bei einem geplatzten Aortenaneurysma mit Blutung. Während bislang auf eine Vollnarkose bei diesen Notfallbehandlungen nicht verzichtet werden konnte, da ein großer Bauchschnitt durchgeführt werden musste, wurde vor wenigen Tagen nun erstmals dieser Eingriff in örtlicher Betäubung durchgeführt. Voraussetzung dafür waren eine optimale Rettungskette in der Notfallversorgung sowie die Bereitstellung dieser Spezialgefäßprothese durch die Herstellerfirma. Das enorm hohe Operationsrisiko bei einer geplatzten Hauptschlagader wurde damit erstmals wesentlich gemindert. Dr. Halloul ist optimistisch, dass dieses schonendere Verfahren in Magdeburg bei geeigneten Patienten auch bei künftigen Notfallbehandlungen angewendet werden kann.  
 
Ansprechpartner für Redaktionen:  
Oberarzt Dr. med. Zuhir Halloul  
Leiter des Arbeitsbereiches Gefäßchirurgie und Phlebologie der Klinik für Chirurgie  
der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,  
Tel. 0391/67 15666, -15500  


 

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