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  Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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  PMI Nr: 22 / Datum: 13.03.2007

  Frauenärzte treffen sich zur "Jubiläums-MARIE" am 17. März in Magdeburg
 
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Fortpflanzungsmedizin ermöglicht Nachkommen nach überstandenem Krebsleiden  
 
Etwa 150 Frauenärzte aus Sachsen-Anhalt und den benachbarten Bundesländern werden am bevorstehenden Sonnabend, dem 17. März 2007, zur "Magdeburger Arbeitstagung Reproduktions-medizin, Interdisziplinäre Andrologie, Endokrinologie (MARIE)" im Herrenkrug-Hotel erwartet. "Es ist das zehnte Mal, dass wir alljährlich im Frühjahr unsere Fachkollegen zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch einladen", berichtet Professor Jürgen Kleinstein, Direktor der Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie. "Bei der 10. MARIE geht es schwerpunktmäßig um das Thema Kinderwunsch nach Krebsleiden."  
 
Fortschritte in der Behandlung von Krebsleiden bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben zu erstaunlichen Erfolgen geführt. Lag die Überlebensrate von bestimmten Formen von Blutkrebs (Leukämie) im Jahre 1970 bei nur rund 25 bis 30 Prozent, so sind aktuell Erfolgsraten von 70-90 Prozent zu verzeichnen. Ähnliche Erfolge werden bei der Behandlung von Lymphknotenkrebs (Hodgkin Erkrankung), Brustdrüsen- und Hodenkrebs berichtet. Bisweilen treten diese bösartigen Erkrankungen derart früh im Leben auf, zum Beispiel im Alter von 15 bis 35 Jahren, so dass Kinder noch nicht gezeugt wurden bzw. Kinderwunsch nach sicher überstandenen Krebsleiden geäußert wird.  
Die Kehrseite der Medaille bei den Therapieerfolgen von Krebserkrankungen ist, dass die Fortpflanzungsorgane in Mitleidenschaft gezogen werden. Mitunter müssen die für Fortpflanzung wichtigen Organe wie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcken zur Sicherung des Therapieerfolges entfernt oder bestrahlt werden, oder sie sind einer aggressiven Chemotherapie (Antikrebsmittel) ausgesetzt. Es ist bekannt, dass eine Strahlendosis einer Fraktion von zwanzig Bestrahlungen in der Lage ist, die Hälfte aller Eizellen in den Eierstöcken zu vernichten. Die Behandlung mit Antikrebsmitteln hinterlässt bei 50 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs vorzeitige Wechseljahre mit Verlust der Fortpflanzungsfunktion.  
 
Es sind aber nicht nur Krebsleiden in jungen Jahren, auch gutartige Erkrankungen bei denen körpereigenes Gewebe (Autoimmunerkrankungen) zerstört werden kann, stellen eine Herausforderung zum Erhalt der Fortpflanzungsfunktion dar. Angeregt durch Erfolge im Ausland hat sich in Deutschland ein Netzwerk mit dem Namen FertiProtekt, das betroffenen Frauen über die mit neuen Techniken informieren und im Bedarfsfall behandeln will, gebildet. Im Einzelnen können Eierstöcke aus dem Bestrahlungsfeld ohne Funktionsverlust verlagert werden. Wenn vor Beginn einer Chemotherapie wenigstens noch ein Zeitfenster von zwei Wochen vorhanden ist, kann die künstliche Befruchtung durchgeführt und befruchtete Eizellen für die spätere Nutzung tiefgefroren werden. Falls das Zeitfenster nur wenige Tage beträgt, können gewonnene Eizellen außerhalb des Körpers gereift und befruchtet werden. Ganz neu ist die Gewinnung von Eierstocksgewebe in Streifenform und deren Konservierung im tiefgefrorenen Zustand während der aktuellen Krebstherapie und Erholungsphase danach sowie der Rücksetzung (Transplantation) der Streifen an den ursprünglichen Sitz der Eierstöcke bzw. in eine kleine Tasche unter der Haut der Bauchdecke oder des Unterarms. Vereinzelte Erfolge mit ausgetragenen Schwangerschaften sind sehr vielversprechend.  
 
Über diese neuen Möglichkeiten wird Professor Jürgen Kleinstein von der Magdeburger Uni-Klinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie bei der 10. MARIE (Magdeburger Arbeitstagung Reproduktionsmedizin, Interdisziplinäre Andrologie, Endokrinologie) referieren. Neben diesem Schwerpunktthema werden die teilnehmenden Frauenärzte über die Überwachung der Schwangerschaft nach erfolgreicher künstlicher Befruchtung per Ultraschall, die Bedeutung der Schilddrüse für die Schwangerschaft und über Probleme mit dem "Haarkleid" diskutieren. Der Sinn und Unsinn von Diäten soll in dem Referat "Die Diktatur des Idealgewichts" zur Sprache kommen.  
Die Magdeburger Uni-Klinik ist seit vielen Jahren Anlaufstelle für Patientenpaare - auch aus dem überregionalen Bereich - für Fragen des unerfüllten Kinderwunsches. An der Jubiläumstagung werden auch einige der in der Klinik betreuten Familien mit ihrem Nachwuchs teilnehmen.  
 
Tagungsort:  
17. März 2007, 9-14 Uhr, Herrenkrug-Hotel, Magdeburg, Herrenkrugstraße, Tel. 0391/ 850 80  
 
Ansprechpartner für Redaktionen:  
Prof. Dr. Jürgen Kleinstein  
Direktor der Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie Magdeburg, G.-Hauptmann-Straße 35,  
Tel. 0391/67 17390  


 

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