Christin Rasehorn

Christin Rasehorn ist seit dem 1. Dezember 2022 als Familienbegleiterin für den Magdeburger Förderkreis krebskranker Kinder e.V. tätig. Die 31-Jährige Sozialpädagogin berichtet im Interview über ihren Arbeitsalltag sowie spezielle Herausforderungen im Umgang mit betroffenen Familien.

Wo haben Sie vor Ihrer Tätigkeit im Elternhaus gearbeitet?

Nach meinem Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Magdeburg-Stendal habe ich als Schulsozialarbeiterin zunächst an einer Grundschule und anschließend an einer Sekundarschule gearbeitet. Dort konnte ich Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung ihrer Lernprobleme helfen, bei individuellen Problemen im Bereich der Familie oder Peergroup unterstützen, (Ferien-) Projekte organisieren sowie durchführen und im Schulalltag Ansprechpartnerin für alle Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern sein.

Nach der Elternzeit mit meinem 2. Kind habe ich eine neue Herausforderung gesucht. In den letzten 5 Jahren habe ich als Sozialpädagogische Familienhilfe gearbeitet, also im Auftrag des Jugendamts Familien in besonderen Lebenslagen unterstützt und begleitet. Im Schnitt habe ich als Sozialpädagogische Familienhilfe 9 Familien bei alltäglichen Problemen, Erziehungsschwierigkeiten und beim Umgang mit Ämtern und Behörden begleitet. Bei aktuell auftretenden Schwierigkeiten, Krisen oder Konflikten konnte ich den Familien zur Seite stehen. In diesem Bereich konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln, welche mir in meiner jetzigen Arbeit zugute kommen.

Christin Rasehorn, Familienbegleiterin im Elternhaus Magdeburg

Foto: Christin Rasehorn ist seit dem 1. Dezember 2022 als Familienbegleiterin für den Magdeburger Förderkreis krebskranker Kinder e.V. tätig.
Fotoquelle: privat

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Meistens bin ich ab 8 Uhr in meinem Büro im Elternhaus anzutreffen und schaue dann zunächst auf den Belegungsplan, welche Familien noch im Elternhaus sind bzw. ob es Familien gibt, die abgereist sind. Meine Tür steht dann immer offen für Familien, die Gesprächsbedarf haben. Familien bzw. Elternteile, die bei uns im Elternhaus übernachten, kennt man nach einer gewissen Zeit etwas besser und tauscht sich darüber aus, wie es dem erkrankten Kind aber auch der Familie des Kindes geht und wo sich ein Hilfebedarf ergeben hat. Immer montags bin ich auf der Kinderonkologie-Station und dort als Ansprechpartnerin für die Eltern, Kinder und das klinische Personal verfügbar. In jedem Zimmer hängt ein vom Elternhaus entworfener Monatsplan mit wichtigen Terminen, wie z.B. die Zeiten der Musiktherapeutin, der Klinikclowns, der Lehrer:innen und besonderen Ereignissen.

Als Familienbegleiterin leite ich die Kinder- und Jugendgruppe, welche aus Geschwisterkindern und ehemaligen Patient:innen besteht. Einen großen Teil meiner Arbeit macht das Organisieren der regelmäßigen Treffen der Gruppe aus. Unser erstes Treffen in diesem Jahr ist eine geführte Schneeschuhtour im Harz. Das Highlight stellt das jährlich stattfindende Sommercamp dar. Zudem plane ich Familientage, wie beispielsweise einen Vormittag auf dem Reiterhof, einen Osterbastelnachmittag, eine Halloween-Party oder Adventsnachmittage. All diese Angebote dienen dazu, den betroffenen Familien einen Austausch zu ermöglichen.

Momentan bereite ich den Superheldentag vor. Am 15. Februar ist der Internationale Kinderkrebstag. An diesem Tag wird es für die Kinder, Eltern und das Klinikpersonal einige Überraschungen auf der Station geben, zum Beispiel ein besonderes Mittagessen, eine Verlosung und jede Menge Spaß. Zudem besteht meine Arbeit aus Netzwerkarbeit, um neue Projekte kennenzulernen und planen zu können. Als Teil des Psychosozialen Teams der Uniklinik nehme ich an den regelmäßigen Treffen teil, um die Bedarfe der Familien interdisziplinär zusammenzutragen und optimal helfen zu können. Besonders dankbar bin ich für die vielen Ehrenamtlichen, welche mich bei der Durchführung der Termine tatkräftig unterstützen. Somit zählen auch Gespräche mit potentiellen neuen Ehrenamtlichen zu meinen Aufgaben.

Worin sehen Sie speziell die Herausforderungen als Familienbegleiterin?

Herausfordernd ist es, den Bedarf der betroffenen Familien herauszufiltern. Jede Familie ist anders. Manche Familien brauchen jemanden, mit dem sie reden können, andere Familien sind von Anträgen und der Bürokratie erschlagen und brauchen diesbezüglich Hilfe und auch finanzielle Engpässe kommen oft vor. Es braucht viel Empathie, Einfühlungsvermögen und das aktive Ansprechen der Familien um zu erfahren, wie ich als Familienbegleiterin der Familie individuell helfen kann. Oft braucht es einige Zeit, bis die Familien Vertrauen fassen, sich öffnen und ohne Scham benennen können, in welchen Bereichen sie unterstützt werden könnten. Mein Ziel ist also, die Hemmschwelle vorsichtig und behutsam abzubauen um die Familie dann passgenau zu begleiten.

Was ist das Schöne an Ihrem Job? Was macht Ihren Job besonders?

Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich und wird nie langweilig. Der Kontakt zu den betroffenen Kindern und deren Familie ist zwar oftmals von der Krebserkrankung der Kinder geprägt, aber es ist schön zu sehen, dass man den Familien durch kleine Gesten und Gespräche den Klinikalltag zumindest ein Stück weit erleichtern kann. Mit unseren Angeboten auf der Station oder im Elternhaus gelingt es unserem Team oft, den Kindern und ihren Familien eine kleine Auszeit zu ermöglichen und Kontakt zu anderen betroffenen Familien zu knüpfen. Das freut mich natürlich sehr. Jeden Tag aufs Neue bewundere ich die vielen Kämpfer auf der Station und die Familienmitglieder, die sich dieser schweren Herausforderung stellen müssen. Alle verdienen meinen größten Respekt und ich versuche Ihnen in meiner Tätigkeit als Familienbegleitung zumindest ein Stück weit Unterstützung zu geben.

Letzte Änderung: 31.01.2023 - Ansprechpartner: Webmaster