Christine Michelfeit-Schaper

Am 1. August 2024 feierte die Pflegedirektorin der Universitätsmedizin Magdeburg Christine Michelfeit-Schaper ihr 25-jähriges Dienstjubiläum. Seit ihrem Einstieg in den Pflegeberuf im Jahr 1999 hat sie sich von einer engagierten Pflegefachkraft zur Pflegedirektorin weiterentwickelt. In dieser Zeit hat sie nicht nur die Entwicklung des Pflegeberufs miterlebt, sondern auch aktiv mitgestaltet. In unserem Interview gibt Christine Michelfeit-Schaper Einblicke in ihre berufliche Reise, reflektiert über die wesentlichen Veränderungen im Pflegebereich und teilt ihre Visionen für die Zukunft der Pflege in Deutschland. Wir gratulieren Christine Michelfeit-Schaper herzlich zu ihrem Jubiläum und freuen uns, mehr über ihre Erfahrungen und Perspektiven zu lernen.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 25-jährigen Dienstjubiläum! Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, in den Pflegeberuf einzusteigen und wie sind Sie zur Pflegeleitung geworden?

Ursprünglich wollte ich 1995 Psychologie studieren, habe mich jedoch entschieden, zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Universitätsklinik für Neurologie bei unserem heutigen Ärztlichen Direktor Prof. Hans-Jochen Heinze zu absolvieren. Während dieser Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft für die Pflege und begann im Anschluss an mein FSJ eine Ausbildung am Universitätsklinikum Magdeburg. Nach meinem Abschluss war ich die ersten Arbeitsjahre in der Herz-und Thoraxchirurgie, was mich sehr prägte und wo sich auch der Wunsch festigte, später eine Leitungsfunktion zu übernehmen und als Karriereziel Oberschwester zu werden.

Dienstjubiläum Michelfeit-Schaper_Foto Ilona Hrudey

Foto: Der Kaufmännische Direktor Marco Bohn überreichte der Pflegedirektorin Christine Michelfeit-Schaper anlässlich ihres 25-jährigen Dienstjubiläums einen Blumenstrauß. 
Fotografin: Ilona Hrudey

Welche Veränderungen haben Sie in den letzten 25 Jahren im Pflegebereich erlebt, sowohl in der Praxis als auch in der Administration?

In der Administration hat sich die Dokumentation erheblich ausgeweitet. Auch wenn wir mittlerweile diverse IT-Lösungen haben, müssen alle Pflegeleistungen präzise nachgewiesen werden. Wir müssen uns mit vielen gesetzlichen Regelungen und gesetzlichen Bestimmungen wie zum Beispiel G-BA RL und der PpUGV auseinandersetzen. Das gibt einem häufig das Gefühl, durch dieses hohe Maß an administrativen Tätigkeiten, weniger Zeit für die eigentliche Versorgung am und mit dem Patienten zu haben. Auch im Bereich der Pflegeausbildung ist durch die Einführung der Generalistischen Pflegeausbildung ein großes Umdenken notwendig gewesen und es ist immer noch wichtig und notwendig, alle Beteiligten hier zu sensibilisieren und zu evaluieren.

Wie sehen Sie die Zukunft der Pflege in Deutschland, und was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, um den Beruf noch attraktiver zu machen?

Wir haben ein großes Problem mit dem Selbstverständnis in der Pflege. Ich wünsche mir, dass wir stolz auf unsere Arbeit sind und die positiven Aspekte stärker in den Vordergrund rücken. Wir müssen attraktive Arbeitsbedingungen schaffen, und ich denke, wir haben hier bei uns an der UMMD bereits Fortschritte erzielt. Wir haben sehr gute tarifliche Bedingungen, flexible Arbeitszeitmodelle, Pflegepools und eine sehr gute Personalentwicklung. Es fehlt jedoch an Fachkräften in allen Bereichen. Deshalb konzentrieren wir uns verstärkt auf die Ausbildung und versuchen, die Gesundheitsfachberufe im öffentlichen Verständnis wieder interessanter zu gestalten. Auch die Rekrutierung aus dem Ausland ist ein wichtiger Faktor, vor allem im Hinblick auf die niedrige Geburtenrate. Wir entwickeln gute Integrationsmodelle, um neue Mitarbeitende erfolgreich einzugliedern.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Arbeitsalltag, und wie hat sie die Pflege verändert?

Die Digitalisierung der pflegerischen Dokumentation ist ein Prozess, der Zeit und Verständnis benötigt, aber unabdingbar ist. Es ist wichtig, die Vorteile der Digitalisierung hervorzuheben und die Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren, denn der Schritt zur digitalen Patientenakte ist essenziell.

Ich erwarte, dass in den kommenden Jahren auch im Bereich der Pflegerobotik Fortschritte erzielt werden. Hier zählt vor allem der Gedanke der Entlastung und Servicetätigkeit.

Was macht für Sie eine gute Pflegeleitung aus und welche Führungsprinzipien sind Ihnen besonders wichtig?

Eine gute Pflegedienstleitung darf nie den Kontakt zur Basis verlieren. Sie muss exzellente Kommunikationsfähigkeiten und Empathie besitzen sowie ein hohes Maß an Loyalität – sowohl dem Unternehmen als auch den Mitarbeitenden gegenüber. Loyalität ist für mich ein entscheidendes Attribut: Fehler dürfen gemacht werden, aber man muss immer ehrlich bleiben.

Wie fördern Sie die Weiterbildung und Entwicklung Ihrer Mitarbeitenden und welche Bedeutung messen Sie der beruflichen Fortbildung bei?

Im Rahmen von Mitarbeitergesprächen ermitteln wir, ob es Wünsche nach Weiterbildung/Fortbildung gibt. Wir übernehmen die Kosten für alle Fachweiterbildungen und Kurse, die dem Wohl der Patientinnen und Patienten dienen sowie diese, die durch gesetzliche Bestimmungen für das Uniklinikum erforderlich sind. Jedes Jahr führen wir eine Personalanalyse durch, um festzustellen, welche Maßnahmen der Personalentwicklung benötigt werden.

Eine kontinuierliche Personalentwicklung halte ich für das Unternehmen und vor allem für die Mitarbeiter unerlässlich und sichert eine bestmögliche Versorgungsqualität und persönliche Weiterentwicklung.

Wie erleben Sie die Interaktion der Pflegenden mit den Studierenden? Welche Aspekte finden Sie dabei besonders positiv und gibt es auch Momente, die Sie nachdenklich stimmen?

Die Zusammenarbeit mit den Studierenden auf den Stationen ist sehr positiv. Sie sind dankbar, wenn sie zum Beispiel während ihres Pflegepraktikums aktiv eingebunden werden.  Auch gemeinsame Strukturen zwischen den Auszubildenden der Gesundheitsfachberufe und den Studierenden sollten wir weiter fördern. Wir führen bereits ein strukturiertes Pflegepraktikum und gemeinsame Fallbesprechungen durch. Ich denke, wir müssen hier noch Prozesse schaffen, dass das Verständnis füreinander, auch im weiteren beruflichen Miteinander, nicht verloren geht.

Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit mit den Ärzt:innen wahr, insbesondere im Verlauf ihrer Karriere – von der Assistenzzeit bis hin zu ihrem Weggang in die Praxis oder der Übernahme von Leitungsfunktionen?

Es sollte immer ein Miteinander zwischen Pflege und Ärzten geben. Ich bin kein Freund der absoluten Trennung von pflegerischen und ärztlichen Themen, sondern befürworte ein gemeinsames Vorgehen zum Wohl unserer Patienten. Und das mit allen an der Versorgung von Patienten beteiligten Berufsgruppen. Dabei geht es auch um gemeinsame Entscheidungsprozesse. Auch in dieser Zusammenarbeit läuft es wieder auf das gemeinsame Ziel hinaus: die höchstmögliche Qualität in der Patientenversorgung.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre Ihrer beruflichen Laufbahn und welche Ziele haben Sie noch?

Ich versuche, meine aktuelle Position bestmöglich und mit Herz auszufüllen. Ich möchte den Bereich der Akademisierung in der Pflege weiter vorantreiben und strebe eine kontinuierliche Weiterentwicklung an. Pflegewissenschaftliches Arbeiten ist mir für die Zukunft besonders wichtig. In unserer Ausbildung möchte ich die Zusammenarbeit mit unserer Partner-Schule weiter ausbauen und perspektivisch die Vision eines „Gesundheitscampus“ umsetzen.

Ich bin gespannt auf die gesundheitspolitischen Entwicklungen, wie die Krankenhausreform und das Pflegekompetenzgesetz und wie wir diese in unserer Uniklinik gut umsetzen werden. Ich nehme die zukünftigen Umbrüche als Herausforderung gerne an, freue mich auf die Umsetzung des Zentralklinikums und bin stolz, ein Teil dieser Klinik zu sein.

Gibt es ein besonderes Ereignis oder einen besonderen Moment in Ihrer Karriere, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Meine Berufsausbildung ist mir immer noch sehr präsent. Auch die verschiedenen Phasen meiner Karriere bleiben mir positiv im Gedächtnis. Besonders emotional waren die Abschiede, wenn ich die Station gewechselt habe.

Der erste Umgang mit Sterben und Tod in meiner FSJ-Zeit sind mir besonders im Gedächtnis geblieben, sogar an die Namen und Gesichter der Patienten kann ich mich noch erinnern.

Aber auch die unzähligen Momente, in denen der Beruf die schönen Seiten und die große Dankbarkeit der Patienten zeigte.

Ebenso erinnere ich mich an meine ersten beiden Stationsleitungen in der Neurologie sowie in der Herz-Thorax-Chirurgie – sehr verschiedene Persönlichkeiten, deren Führungsstile prägend für mich waren.

Wie gehen Sie mit den Belastungen und dem Stress, der mit der Führung eines Pflegeteams verbunden ist, um?

Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit und bin sehr motiviert. Ich habe ein hervorragendes Pflegedirektoratsteam und Humor bei der Arbeit ist mir wichtig. Ich kann gut abschalten und habe ein aktives Sozialleben. Ich habe gelernt, zuhause nicht zu grübeln, auch wenn mir das natürlich nicht immer gelingt. Das Fahrradfahren hilft mir ebenfalls beim Abschalten.

Wenn Sie auf Ihre 25-jährige Karriere zurückblicken, gibt es etwas, das Sie anders gemacht hätten, oder sind Sie zufrieden mit dem Verlauf Ihrer beruflichen Reise?

Ich hätte nichts anders gemacht. Jede Entscheidung, auch wenn sie in dem Moment nicht ideal erschien, hat mich weitergebracht und mir wertvolle Erfahrungen vermittelt. Auch Fehler sind eine wichtige Lernquelle.

Welche Worte möchten Sie Ihren Kolleg:innen, Ihrem Team und zukünftigen Generationen von Pflegekräften mit auf den Weg geben?

Man sollte keine Angst vor Veränderungen haben, offen für Neues sein und stolz darauf sein, diesen Gesundheitsfachberuf auszuüben und niemals die Empathie dabei verlieren.

Letzte Änderung: 30.08.2024 - Ansprechpartner: Webmaster