Viola Goreczka-Gola

Im Gespräch mit Jubilaren: Wie begann es eigentlich vor 40 Jahren?

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Viola Goreczka-Gola, leitende Hebamme, Universitätsfrauenklinik

„Ich sage immer, Hebamme ist kein Beruf, sondern eine Berufung.“

Wann stand für Sie fest, dass Sie Hebamme werden möchten?
Eigentlich wollte ich Medizin studieren, habe dann aber nicht gleich einen Studienplatz bekommen. Damals konnte man zusammen mit dem Abitur gleichzeitig eine Ausbildung abschließen, auch als Hebamme. Ich habe Gefallen an dem Beruf gefunden und wie Sie sehen, bin ich immer noch da.

Haben Sie Abitur und Ausbildung in Magdeburg abgeschlossen?
Mein Examen habe ich 1973 in Erfurt an der dortigen Medizinischen Akademie abgelegt. Danach bin ich nach Leipzig gegangen und 1976 nach Magdeburg an die Medizinische Akademie gewechselt.

Seitdem sind Sie Magdeburg treu geblieben…
Ganz genau. Es gab damals zwei Frauenkliniken in der MAM. 1995 sind dann beide in der Landesfrauenklinik in Stadtfeld zusammengelegt worden. Ich war zuerst 20 Jahre als Hebamme im Haus 4 auf dem Campus in der Leipziger Straße eingesetzt und bin nun bereits schon 20 Jahre in der Frauenklinik in Stadtfeld tätig.

Können Sie sich noch an die erste Geburt erinnern?
Das war als Schülerin und es war sehr eindrucksvoll. Man hatte ja vorher nichts damit zu tun. Es war auch neu und daher ungewohnt, Nachtdienst zu haben.

Wissen Sie ungefähr, wie viele Kinder Sie zur Welt gebracht haben?
Es waren tausende Kinder, aber ich habe sie nie gezählt. Und seit vielen Jahren kommen schon die Kinder, die ich zur Welt gebracht habe und bekommen jetzt selbst Nachwuchs.

Können Sie kurz Ihren Arbeitsalltag beschreiben?
Da ich leitende Hebamme bin, arbeite ich immer im Frühdienst und erledige in der Zeit nebenher Verwaltungsarbeiten wie Dienstplan, Bestellung usw., auch feiertags. An erster Stelle steht für mich aber die Geburt, also die Patientenbetreuung. Im Vorfeld kann man aber nicht planen. Heute Morgen um 6.00 Uhr als ich ankam, waren alle Kreißsäle leer, eine Stunde später waren vier Frauen da. Im Laufe des Vormittags gab es bereits drei Geburten. Wir sind aber ein gestandenes Team und arbeiten gern hier, auch in stressigen Situationen.

Was macht Ihren Job aus und worauf legen Sie Wert?
Meine Aufgabe als Hebamme ist es, eine Frau zur normalen Geburt zu bestärken und sie zu begleiten. Ich bin da, damit sich die Frau anlehnen kann, sich sicher fühlt und mir vertraut, denn sie ist in einer außergewöhnlichen Situation. Ich möchte ihr die Möglichkeit geben, sich zu öffnen und sich gehen zu lassen. Auch weinen oder schreien gehören dazu.

Ihr Beruf bedeutet viel Verantwortung. Wie bleiben Sie auch in stressigen Situationen ruhig?
Mit den Jahren lernt man das. Wenn ich keine Ruhe ausstrahle, dann würde die Frau auch unruhig werden. Ich muss es übertragen, auch in kritischen Situationen, Hektik bringt mich nicht weiter. Man sagt nicht umsonst: Das Arbeitsmittel des Geburtshelfers ist der Stuhl, um sich hinzusetzen und ruhig zu warten.

Wie vereinbaren Sie Ihre Tätigkeit mit der Familie?
Mein Mann ist Gynäkologe. Er weiß, was es bedeutet, wenn man im Kreißsaal arbeitet. Er hat da vollstes Verständnis und hat damals auch in der Frauenklinik gearbeitet.

Wie haben sie nach 40 Jahren Ihren Enthusiasmus für Ihren Beruf behalten?
Ich sage immer Hebamme ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Entweder man macht es gerne und nimmt auch das Negative in Kauf oder man wird nicht glücklich.

Die Gespräche mit den drei Jubilarinnen, die ihren ersten Arbeitstag am 1. September 1976 hatten, führte Carolin Hörnig.

Letzte Änderung: 01.04.2022 - Ansprechpartner: Webmaster