„Christa Lorenz-ALS- Forschungspreis“ 2015 verliehen

03.12.2015 -  

Prof. Dr. med. Mircea Ariel Schoenfeld von der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg wurde für seine herausragenden wissenschaftlichen Originalarbeiten zur Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) mit dem "Christa Lorenz-ALS-Forschungspreis 2015" ausgezeichnet. Der mit 15.000 Euro dotierte Forschungspreis der Stiftung für medizinische Wissenschaft mit Sitz in Frankfurt a. M. wurde zum fünften Mal in Magdeburg verliehen, in diesem Jahr zum ersten Mal an einen Wissenschaftler aus Magdeburg.

Der Preisträger hat eine Schwerpunktprofessur für Experimentelle Neurologie und bildgebende Verfahren in der Neurologie, ist stellvertretender Direktor der Abteilung für Verhaltensneurologie am Leibniz-Institut für Neurobiologie und arbeitet ebenfalls im Bereich der Neurorehabilitation in den Kliniken Schmieder Allensbach und Konstanz. Beide Einrichtungen sind auch ein bedeutender Kooperationspartner des DZNE und des Muskelzentrums der DGM am Standort Magdeburg.

Professor Schoenfeld beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Dynamik von Veränderungen des Gehirns bei der ALS. Seine Arbeitsgruppe konnte unter anderem zeigen, dass die ALS eine Multisystemerkrankung mit komplexem zeitlichem Ablauf ist, bei welcher die für die Gedächtnisbildung zentrale Hirnstruktur - der Hippokampus - ebenfalls betroffen ist. Diese Erkenntnisse sind nicht nur essentiell für ein besseres Verständnis der Erkrankung, sondern auch für eine frühe Diagnosestellung und die Entwicklung zukünftiger Behandlungsstrategien. Der Wissenschaftler und seine Arbeitsgruppe untersuchten in einer Serie von Arbeiten die strukturellen und funktionellen Hirnveränderungen bei Patienten mit ALS. Dabei konnten sie erstmalig Einblicke in die zeitliche Dynamik von Veränderungen des Gehirns erhalten, welche während des Voranschreitens der Erkrankung innerhalb von nur drei Monaten entstehen. Darüber hinaus konnten diese Befunde mit anderen ALS-typischen Veränderungen verglichen werden, welche sich jedoch über einen deutlich längeren Zeitraum entwickelt hatten.

undefinedDer Preis wurde im Rahmen einer Grand Round-Veranstaltung der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg am 2. Dezember 2015 überreicht. Der Preisträger hatte für seinen Festvortrag den Titel: „Strukturelle und funktionelle Hirnveränderungen bei ALS“ gewählt. Prof Dr. Stefan Vielhaber, stellvertretender Klinikdirektor der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg, eröffnete die Veranstaltung und hielt die Laudatio.

Als Gastreferent für die Veranstaltung war Prof. Dr. Johannes Brettschneider aus Ulm eingeladen. Die Degeneration kortikaler und subkortikaler Hirnstrukturen bei der ALS ist auch Gegenstand seiner Arbeiten. Die unter seiner Beteiligung kürzlich etablierte Einteilung der ALS in Stadien unterstreicht die gestiegene Bedeutung der frühzeitigen Erfassung der Defizite des Motoneurons und anderer kortikofugaler Trakte bei der ALS. Prof. Brettschneider ging in seinem Vortrag auf die besondere Rolle des zellschädigenden Proteins TDP-43 im Verlauf der Pathologie der Erkrankung und die Implikationen für die Klinik ein.

Die Amyotrophe Lateralsklerose (Amyotrophie = Muskelschwund, lateral = lat. zur Seite hin gelegen und Sklerose = Verhärtung: gemeint ist der Untergang motorischer Nerven im Rückenmark) ist eine chronische Erkrankung des Nervensystems. Durch die fortschreitende Schädigung von Nervenzellen kommt es zu Muskellähmungen, die zu Bewegungs-, Sprech- und Schluckstörungen führen, was die Betroffenen bei der Ausübung der Aktivitäten ihres täglichen Lebens zunehmend einschränkt. Die Erkrankung ist nicht heilbar, da die Ursachen für die Entstehung noch unbekannt sind. Die heute bekannten Therapiemöglichkeiten können jedoch zu einer Linderung der Symptome beigetragen.

Die Stiftung für medizinische Wissenschaft Frankfurt a. M. wurde 1999 durch Christa Lorenz gegründet, die selber ALS-Betroffene war und daran verstarb. Der Zweck der Stiftung ist die Förderung der Forschung und Wissenschaft bei dieser neurodegenerativen Erkrankung, die auch als Modellerkrankung für andere altersgebundene Erkrankungen mit selektivem Zelltod wie den Demenzen angesehen wird.

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Foto: Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg, Prof. Dr. Johannes Brettschneider, Prof. Dr. Ariel Schönfeld, und Prof. Dr. Stefan Vielhaber
Grand Round Veranstaltung anlässlich der Preisverleihung
Foto: Uni-Klinik

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