„Die Zeit tickt für jeden Betroffenen“

21.09.2022 -  

Neurowissenschaftler der Universitätsmedizin Magdeburg unterstützen den Little Victories Ride von Berlin nach Brüssel mit dem Ziel, die Forschung im Kampf gegen die Parkinsonerkrankung und anderer neurodegenerativer Erkrankungen weiter voranzutreiben.

Die Universitätsmedizin Magdeburg war Anfang September ein Etappenziel auf der Radtour Little Victories Ride, die von Berlin nach Brüssel führt. Initiator ist die YUVEDO-Stiftung, die sich für die Bekämpfung von Parkinson einsetzt.  Prof. Dr. Aiden Haghikia, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg, begrüßte die Gruppe gemeinsam mit dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Emrah Düzel, Direktor des Instituts für kognitive Neurologie und Demenzforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Standortsprecher des Deutschen Zentrums für Neurogenerative Erkrankungen (DZNE) an der Magdeburger Universitätsmedizin. Die Wissenschaftler haben der Gruppe Betroffener Einblicke in die neurowissenschaftliche Forschung zu Parkinson und Demenz am Standort Magdeburg gegeben.

Die Initiative Yuvedo mit einer Gruppe an Parkinson Erkrankter zu Besuch an der Universitätsmedizin Magdeburg_Sarah Kossmann_UMMD

Die Initiative um den Mitgründer und Vorstand der YUVEDO-Stiftung Dr. Jörg Karenfort hat sich zum Ziel gesetzt, auf der 750 Kilometer langen Tour möglichst viele Menschen und Verantwortliche für das Thema zu mobilisieren und damit die deutschlandweite Parkinson-Forschung weiter voranzutreiben. Karenfort erklärte: „Die Zeit tickt für jeden Betroffenen. Je mehr Menschen und Verantwortliche wir auf der Strecke vom Kampf gegen Parkinson überzeugen können und je mehr Spenden wir einsammeln können, desto näher kommen wir unserem Ziel, bis 2032 die erste wirksame Therapie entwickelt zu haben.“ Prof. Haghikia unterstützt dieses Vorhaben und erklärte: „Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit des Austausches. Parkinson ist nach wie vor eine Erkrankung, die wir kaum verstehen, und weit mehr als nur eine Bewegungsstörung. Sie betrifft sämtliche Funktionen des Gehirns. Die Ursache wurde lange im Gehirn vermutet. Mittlerweile können wir sagen, dass das vermutlich nur die letzte Strecke der Erkrankung ist und eine der Ursachen möglicherweise in unserem Darm und bestimmten Stoffwechselprodukten unserer Ernährung im Zusammenwirken mit dem Mikrobiom zu finden ist. Wichtig ist jetzt, die Erkenntnisse unserer Forschung wissenschaftlich fundiert in größeren Kohorten untersuchen zu können und dann neue innovative Therapien zu entwickeln.“   

Karenfort zeigte sich beeindruckt von der Expertise und den Technologien des Standortes Magdeburg. Prof. Düzel stellte dazu unter anderem die Arbeit des DFG-geförderten neurowissenschaftlichen Sonderforschungsbereiches 1436 der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gemeinsam mit der Klinik für Neurologie und dem benachbarten Leibniz-Institut für Neurobiologie und weiteren Partnern vor. Dort befasst sich ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Medizin, Biologie, Biochemie, Psychologie, Physik und Pharmakologie mit der Frage, wie das kognitive Potenzial des Gehirns mobilisiert, gesteigert und erhalten werden kann. Prof. Düzel erklärte: „Damit wollen wir neue Wege aufzeigen, um mit gezielten Interventionen neurale Ressourcen über die gesamte Lebensspanne hinweg zu erschließen und zu bewahren.“ Eine entscheidende Rolle spielen dabei auch leistungsstarke Hochleistungs-Magnetresonanztomographen (MRT), wie das 7-Tesla-MRT und demnächst das weltweit erste 7-Tesla-Konnektom-MRT. Damit kann die innerste Architektur des Gehirns und dessen Plastizität beim Menschen mit nie dagewesener Auflösung erfasst werden.

Parkinson, auch Morbus Parkinson genannt, ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland sind aktuell etwa 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Weltweit gibt es 10 Mio. Betroffene. Die Erkrankung, bei der Nervenzellen des Gehirns geschädigt sind, gilt bislang als unheilbar. Symptome sind Bewegungsstörungen wie Zittern (Tremor), Steifheit der Muskeln (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), sowie viele nicht-motorische Störungen, wie z.B. Geruchs-, Darmbewegungs- und Gleichgewichtsstörungen. Zusätzlich können geistige Beeinträchtigungen auftreten, bis hin zu einer eingeschränkten Kognition.

Weitere Informationen zu den Forschungsprojekten unter http://www.med.ovgu.de/News/Die+Bedeutung+der+Darmgesundheit+f%C3%BCr+das+Gehirn+und+den+K%C3%B6rper.html und https://sfb1436.de/de/.

Foto: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Little Victories Ride machten Station an der Universitätsmedizin Magdeburg und informierten sich über die laufende neurowissenschaftliche Forschung zu Parkinson und Demenz am Standort. 

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