Rückblick auf die 31. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft
Am 30. und 31. August 2024 fand in den Messehallen Magdeburg die 31. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft e.V. statt und setzte damit eine bewährte Tradition fort. Die von der Universitätsaugenklinik Magdeburg organisierte Veranstaltung zog zahlreiche Fachärzt:innen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen an. Sie bot eine hervorragende Gelegenheit zum Austausch über die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen in der Augenheilkunde. Unter dem Leitthema „Augenheilkunde regional und überregional post Corona“ wurden die Auswirkungen der Pandemie auf die Augenheilkunde ausführlich diskutiert. Die Tagung begann am Freitag mit einer Begrüßung durch Prof. Dr. med. Hagen Thieme, Tagungsleiter und Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg. Anschließend folgte ein vielfältiges wissenschaftliches Programm.
Das Ziel der Veranstaltung bestand darin, den Mitgliedern, die aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen stammen, einen tieferen Einblick in die Wissenschaft zu vermitteln. Unter den Teilnehmenden befanden sich sowohl praktisch Tätige als auch konservative Behandler:innen und Chirurg:innen. Dies sollte den Austausch von Erfahrungen über Techniken, Studien, Methoden und Innovationen fördern. Von besonderer Bedeutung war zudem der persönliche Kontakt und das Netzwerken unter den Kolleg:innen.
Prof. Thieme erklärte dazu: „In den letzten Jahren hat die Augenmedizin erhebliche Fortschritte gemacht. Interessanterweise hat die Corona-Pandemie diesen Fortschritt beschleunigt, da viele Patientinnen und Patienten nicht mehr persönlich zum Arzt gehen konnten. Dies hat zu einem verstärkten Einsatz telemedizinischer Ansätze geführt, deren Implementierung und Anwendung in ländlichen Gebieten wir gemeinsam vorantreiben.“
Ein besonderes Highlight war der Vortrag „ChatGPT, KI, Deep Learning – Ein Überblick über den aktuellen Einsatz in der Ophthalmologie in Deutschland“, der den Anwesenden wertvolle Einblicke in die fortschreitende Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Augenheilkunde bot.
Ein weiteres spannendes Thema war: „Welche Erkrankungen lassen sich voraussehen und was kann man aus Augenbildern ablesen?“ Prof. Thieme erklärte dazu: „Augenbilder bieten faszinierende Einblicke in den Gesundheitszustand eines Menschen. Schon heute lässt sich anhand hochauflösender Aufnahmen der Augen eine Vielzahl von Informationen ablesen. Diese Bildgebungstechniken haben sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt und ermöglichen eine detailreiche Darstellung der Netzhaut und anderer Augenstrukturen. Mit der Verfügbarkeit solcher präzisen Daten rückt auch der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in den Fokus. Stellen wir uns vor, ein Algorithmus wird entwickelt, der auf den Daten von 100.000 Augen von 100.000 Patientinnen und Patienten basiert. Ziel dieses Algorithmus wäre es, Anzeichen von z.B. Diabetes frühzeitig zu erkennen. Die immense Datenmenge, die eine solche KI verarbeiten kann, übersteigt das, was ein einzelner Mensch je bewältigen könnte. Im Laufe der Zeit und durch kontinuierliches Training würde die KI immer besser darin werden, subtile Muster zu erkennen, die auf Diabetes hindeuten. Dies eröffnet enorme Potenziale für die Früherkennung und Prävention. Doch trotz dieser beeindruckenden Fähigkeiten bleibt die Kontrolle durch Expertinnen und Experten unerlässlich und natürlich muss der Datenschutz gewahrt werden.“
Die Kombination aus hochauflösender Augenbildgebung und Künstlicher Intelligenz bietet eine vielversprechende Perspektive für die Medizin. Doch der verantwortungsvolle Einsatz und die ständige Überprüfung der Ergebnisse sind von zentraler Bedeutung, um das volle Potenzial dieser Technologien ausschöpfen zu können.
Ein feierlicher Höhepunkt der Tagung war die Verleihung des SATh-2024-Wissenschaftspreises, die in einem würdigen Rahmen stattfand. Die Preisträger:innen des Vorjahres nutzten die Gelegenheit, ihre prämierten Arbeiten dem Publikum in kurzen Vorträgen zu präsentieren.
Das Programm wurde durch einen vertiefenden Expert:innenkurs zur Elektrophysiologie ergänzt, der großes Interesse weckte. Auch der Kurs „Sind wir nicht alle ‚Sandwich‘? – Erfolgreiche Positionierung in der medizinischen Hierarchie“, der sich vor allem an jüngere Kolleg:innen richtete, fand positive Resonanz.
Die 31. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft war somit eine rundum gelungene Veranstaltung, die den Teilnehmenden nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch wertvolle Impulse für ihre tägliche Praxis bot.