Volksstimme-Telefonforum

01.10.2024 -  

Am 8. Oktober 2024 lädt die Volksstimme Sie herzlich zu einem Telefonforum ein, bei dem Sie Ihre Fragen zum Thema „Epilepsie, oft nicht erkannt und unterbehandelt - bekannte und neue Behandlungsmöglichkeiten“ stellen können. Privatdozent Dr. med. Friedhelm C. Schmitt und seine Kollegin Oberärztin Olga Kukhlenko von der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg stehen für Ihre Fragen zur Verfügung. Die Expert:innen sind von 10:00 bis 12:00 Uhr unter der Telefonnummer (0391) 532970 in der Volksstimme erreichbar.

Referenten

Foto: Oberärztin Olga Kukhlenko & Privatdozent Dr. med. Friedhelm C. Schmitt

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit, doch sie bleibt oft unerkannt und unterbehandelt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Anfälle nicht immer klassisch mit Krämpfen und Bewusstseinsverlust einhergehen, sondern auch in unauffälligeren Formen auftreten können, wie kurzen Momenten der Abwesenheit oder ungewöhnlichen Verhaltensweisen. Erst wenn das Gehirn dazu neigt, spontan und wiederholt epileptische Anfälle zu generieren, spricht man von einer Epilepsie. Aufgrund der vielfältigen Symptome wird die Krankheit häufig fehlinterpretiert oder übersehen, was zu einer unzureichenden Versorgung der Betroffenen führen kann. Eine frühzeitige und korrekte Diagnose ist entscheidend, um die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern.

Epilepsie ist nach der Migräne die häufigste chronische Erkrankung in der Neurologie: Die Häufigkeit dieser Erkrankung liegt bei ca. 0,7 Prozent der Bevölkerung. Allein in Sachsen-Anhalt sind somit ca. 17.000 Menschen betroffen, in ganz Deutschland sind es sogar etwa 500.000 Betroffene.

Bekannte Behandlungsmöglichkeiten

Die medikamentöse Therapie ist nach wie vor die am häufigsten genutzte Methode zur Behandlung von Epilepsie. Anfallssupprimierende (anfallsunterdrückende Medikamente - ASM) helfen, Anfälle zu kontrollieren oder ihre Häufigkeit und Schwere zu reduzieren. Wichtig ist, die Medikation individuell auf den/die Patient:in abzustimmen, da nicht jeder gleichermaßen auf alle Wirkstoffe anspricht. Ziel einer medikamentösen Therapie sollte immer das Erreichen von Anfallsfreiheit bei gleichzeitigem guten Vertragen der ASM sein. Bei Patient:innen, die nach zwei ASMs nicht anfallsfrei werden (sog. pharmakorefraktäre Fälle), sollte auch die Möglichkeit einer anderen Diagnose oder einer neurochirurgischen Intervention in Betracht gezogen werden. Zunächst muss dann mittels eines stationären Aufenthaltes mit zeitgleicher Video- und Hirnschrift, bekannt als „EEG-Aufzeichnung“, das betroffene Hirnareal gezielt gesucht werden. Danach kann ggf. eine Operationsempfehlung gegeben werden. In Sachsen-Anhalt verfügt einzig die Universitätsklinik für Neurologie in Magdeburg über diese personalintensive und technisch aufwendige Technik.

Neue Ansätze und innovative Therapieoptionen

In den letzten Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Epilepsie erweitert. Neuere Entwicklungen umfassen die Tiefenhirnstimulation, bei der elektrische Impulse gezielt an betroffene Gehirnregionen gesendet werden, um die Anfallshäufigkeit zu senken. Auch die vagusnervstimulierende Therapie, bei der eine Elektrode implantiert wird, die den Vagusnerv stimuliert und so die Anfallskontrolle unterstützt, zeigt gute Ergebnisse. In Magdeburg wurde 2019 erstmals die sogenannte stereotaktische Laser-Thermoablation in Deutschland durchgeführt. Schon seit 15 Jahren erfreut sich dieses minimal-invasive Verfahren sowohl bei Patient:innen wie auch Ärzt:innen in Nordamerika großer Beliebtheit, da hier nur eine kleines 0,5 mm großes Bohrloch am Schädel durchgeführt werden muss, um dann das betroffene Hirnareal mittels des Lasers zu zerstören, ohne dabei benachbarte Strukturen zu gefährden. Zudem wird intensiv an medikamentösen Neuerungen sowie genetischen und molekularen Ansätzen geforscht, um die Behandlung weiter zu individualisieren und effektiver zu gestalten. Diese neuen Ansätze geben Hoffnung für viele Betroffene, die bisher nur unzureichend auf die derzeitigen Standardtherapien ansprechen.

 

Letzte Änderung: 01.10.2024 - Ansprechpartner: Webmaster