Heiserkeit sollte nicht unterschätzt werden

von Jacqueline Heß

Jeder kennt es - der Hals kratzt und schmerzt, die Stimme ist nur noch ganz leise oder gar nicht mehr zu hören: man ist heiser. Ursachen sind zumeist Infektionskrankheiten wie Erkältung, Bronchitis und Grippe. Oftmals sind aber auch Personen von der Heiserkeit betroffen, die viel und laut reden müssen wie Lehrer oder Call-Center-Agents.

Voigt-ZimmermannDer Ort der Stimmentstehung ist der Kehlkopf mit den Stimmlippen. Wenn die Stimmlippen entzündet sind, beispielsweise durch eine Erkältung, kann das dazu führen, dass sich die Stimme verschlechtert oder ganz weg ist. Dr. Susanne Voigt-Zimmermann, Stimmtherapeutin /Klinische Sprechwissenschaftlerin an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Magdeburg: „Das Hauptmerkmal eines Stimmproblems ist sehr oft die Heiserkeit, die entweder anderen Leuten auffällt oder einem selber. Meistens ist die Heiserkeit jedoch harmlos und verschwindet nach kurzer Dauer wieder.“

Um die Heiserkeit von selber wieder loszuwerden, gilt es einiges zu beachten. Dr. Voigt-Zimmermann: „Wie bei jedem Infekt soll die Stimme mittels Trinken oder eines feuchten Raumklimas angefeuchtet werden. Das erreicht man u.a. durch feuchte Handtücher auf den Heizkörpern oder einer Schale mit heißem Wasser und ätherischen Ölen auf dem Tisch. Es ist übrigens eine Mär, dass ein Dampfbad kochend heiß sein sollte. Davon ist abzuraten, da es zudem eher schmerzt, wenn man tief einatmet. Beim Trinken empfehlen wir statt Kamillentee eher Myrte und Kräutertee. Ansonsten gilt es, Stimmruhe zu halten oder zumindest die Stimme zu schonen und die Schleimhaut mittels Lutschen von Bonbons zu pflegen. Rauchen und der Aufenthalt in trockenen und gefährlichen Dämpfen sind absolut tabu, da es gefährlich ist, die entzündeten Atemorgane solchen Reizen auszusetzen. Alle sprechintensiven Berufe wie Sänger, Schauspieler, Lehrer, Call-Center-Agents oder Kindergärtnerinnen sollten in dieser Zeit besser nicht arbeiten gehen und die erkrankte Stimme belasten. In der Regel muss eine Heiserkeit nicht unbedingt fachärztlich behandelt werden, denn meist geht sie nach wenigen Tagen vorüber und dann kann man auch anfangen, sich wieder leise, aber nicht allzu lange zu unterhalten.“

Flexible Endoskopie ArensManchmal tritt unabhängig von Erkältungen eine Heiserkeit aber auch über längere Zeit hinweg auf (sog. chronische Heiserkeit). Falls es länger als drei Wochen dauert, bis die Heiserkeit komplett abgeklungen ist, sollte man einen Facharzt aufsuchen, damit die Ursache abgeklärt wird.

Dr. Voigt-Zimmermann: „In der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Magdeburg findet die Beurteilung der Heiserkeit mittels verschiedener technischer Mittel statt. Zum Beispiel kann man anhand der Stroboskopie der Stimmlippen deren Schwingungsverhalten untersuchen und mögliche Lähmungen oder Gewebszunahmen entdecken. Weiterhin bieten wir eine hochspezialisierte Untersuchung des Kehlkopfes, bei der er nicht nur in normalen Weißlicht beleuchtet wird, sondern auch mit speziellen Farbfiltern, der entzündete Blutgefäße gut darstellen kann. Außerdem kann eine Untersuchung mit einem flexiblem Endoskop durch die Nase erfolgen, somit wird kein Würgereiz auslöst. Die Untersuchung ist dadurch wesentlich angenehmer für unsere Patienten geworden. Aufgrund dieser Ergebnisse und der weiterführenden stimmdiagnostischen Untersuchungen und Stimmleistungsmessungen kann die Diagnose erstellt und individuell therapiert werden. Prof. Christoph Arens, Direktor der HNO-Klinik und ein ausgewiesener Experte für die Phonochirurgie, erklärt: „Es gibt ganz typische aber auch sehr spezifische Laryngitiden, also Entzündungen des Kehlkopfes. Einige Veränderungen der Stimmlippen müssen auch operativ behandelt werden. Das kann zum Beispiel bei Polypen oder Zysten der Fall sein, wenn sie als Ursache für die langanhaltende Heiserkeit diagnostiziert wurden und auf die Dauer nicht nur die stimmliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, sondern auch entarten können und somit die Gesundheit gefährden.“

„Leider beobachten wir sehr oft, dass bei einigen Patienten die Einsicht fehlt, dass einer länger anhaltenden Heiserkeit durchaus eine ernstere Erkrankung zugrunde liegen kann. Es gibt einige Faktoren wie regelmäßiges Rauchen, häufiger Alkoholkonsum, Arbeit in staubiger Atmosphäre oder in der Nähe ätzender Dämpfen, die dieses Risiko erheblich begünstigen. Man sollte eine länger anhaltende Heiserkeit daher nicht unterschätzen“, fasst Dr. Voigt-Zimmermann zusammen.

Letzte Änderung: 01.03.2018 - Ansprechpartner: Webmaster