Neue Konzepte für Implantate der Zukunft
Die Orthopädische Universitätsklinik Magdeburg koordiniert das internationale Forschungsprojekt „HypOrth“, bei dem Forscher aus wissenschaftlichen Einrichtungen und der Industrie Reaktionen auf Hüft- und Knieendoprothesen untersuchen. Nach einer fünfjährigen Laufzeit wird das Projekt nun zum 31. Juli 2018 erfolgreich abgeschlossen.
Gefördert wurde das Projekt „HypOrth (New approaches in the development of hypoallergenic implant materials in orthopaedics: steps to personalized medicine) von der European Commission im Rahmen des Health and Innovation Programm mit 5,28 Millionen Euro mit internationalen Partnern aus Dänemark, Estland, Polen, Ungarn, Schweiz, Spanien und Deutschland.
Aus Anlass der Beendigung des Projekts fand ein dreitägiges Abschlusstreffen in Magdeburg statt, zu dem die Otto-von-Guericke-Universität als Koordinator die Mitglieder des Konsortiums eingeladen hatte. „Diskutiert wurden die neuesten Ergebnisse der Partner des Netzwerkes und im Rahmen einer ´Public Session` vorgestellt“, berichtet Professor Dr. Christoph Lohmann, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg und Koordinator des „HypOrth“ Projekts.
Bei einer korrekten Indikationsstellung gehört die Implantation eines künstlichen Gelenkersatzes zu den erfolgreichsten Operationen in der Humanmedizin. „Für den weitaus überwiegenden Teil der Patienten bedeutet ein solcher Eingriff eine deutliche Verbesserung der Beweglichkeit, Schmerzlinderung und somit der Lebensqualität“, betont Professor Lohmann. Die Patienten, die Gelenkersatz benötigen, werden immer jünger. Trotz der Erfolge der Endoprothetik erfährt immer noch ein gewisser Prozentsatz der Patienten innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren eine Revisionsoperation. Gründe für einen notwendigen Implantatwechsel können negative Reaktionen des eigenen Immunsystems oder Hypersensitivitäten auf bestimmte Implantatmaterialien sein. Durch umfassende klinische Voruntersuchungen sollen, so Professor Lohmann, neue Konzepte in der Endoprothetik entwickelt werden – hin zu einer für den Patienten individuellen, maßgeschneiderten Versorgung.
Erste neuentwickelte Materialien werden bereits im Labor mit Hilfe von Zellkulturmodellen intensiv getestet. Erkenntnisse bezüglich Oberflächenveredelung und Oberflächenmodifikation, die im Rahmen des Projektes gewonnen wurden, haben aus wirtschaftlicher Sicht schon Impulse bei metallverarbeitenden Firmen in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus gegeben. Im Zusammenhang mit dem zertifizierten Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung der Orthopädischen Universitätsklinik und dem 2017 gegründeten „Kompetenzzentrum Orthopädie und Unfallchirurgie 4.0“ (KOU 4.0) wurden bereits erste Kooperationen mit lokalen Firmen initiiert.
Aus Sicht von Professor Lohmann stellt die Übertragung der Verantwortung für dieses große, multinationale Projekt Anerkennung und Wertschätzung des Standorts Magdeburg, nicht nur in Bezug auf die hiesige orthopädische Chirurgie, sondern auch im Hinblick auf die hier ansässige muskuloskeletale Forschung und Immunologie dar. Der Koordinator geht davon aus, dass sich basierend auf im „HypOrth“ Projekt gewonnenen Erkenntnissen auch Anschlussprojekte am Standort Magdeburg etablieren werden.
FOTO: Die Partner des „HypOrth“ Projekts beim Abschlusstreffen in Magdeburg (Foto: Elke Lindner/Uniklinik Magdeburg)