Auszeichnung für innovatives Lehrprojekt

04.10.2021 -  

Medizinstudentin Sabrina Sulzer initiierte gemeinsam mit Prof. Dr. Marino Venerito von der Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie das digitale Lehrprojekt „Bites-gastroenterology“. Dafür wurden die beiden nun von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten mit dem Innovationspreis „Digitale Gastroenterologie“ ausgezeichnet. In einem Interview erklärt sie, worum es in dem Projekt genau geht. 

Frau Sulzer, was vebirgt sich hinter dem Lehr-Projekt „Bites-gastroenterology“?

Im Rahmen der Projektidee „Bites“ erstellen und präsentieren wir in „häppchenform“ Kurzvideos mit aktuellen Erkenntnissen und Fakten zu den wichtigsten Fragestellungen des klinischen Alltags. Den Fokus setzen wir insbesondere auf den zeitlichen Verlauf, um situationsgerechtes Handeln und das Erstellen eines strukturierten Diagnoseplans zu fördern.
 
Wer gehört alles zu dem Projekt-Team und wie sind Sie auf die Idee gekommen, so ein Format zu entwickeln?

In gemeinsamer und regelmäßiger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Marino Venerito ist es uns ein besonderes Anliegen Studierende frühzeitig an klinikbezogene Inhalte heranzuführen und Inhalte mit Anpassung an das digitale Zeitalter für alle kompakt und verständlich zu vermitteln. Dabei werden Studierende aktiv in die Erstellung von Lehrinhalten integriert, indem sie eigene Bites produzieren. Aktuell werden wir hierbei von den Medizinstudierenden Lukas Neckermann und Bianca Demmler unterstützt, freuen uns aber jederzeit über weitere interessierte Kolleginnen und Kollegen.

Innovationspreis DGVS_Sabrina Sulzer und Prof. Dr. Marino Venerito (v.l.)_Foto Morawe_UMMD

Worin bestehen die Vorteile für Studierende und ist die Anwendung auch für weitere Zielgruppen denkbar?  

Bei diesem Lehr-Format befassen sich die Studierenden oder Ärztinnen und Ärzte mit wissenschaftlichen Quellen zu der vorgegebenen Thematik und lernen im Rahmen eines One-to-One Mentorings das Interpretieren von wissenschaftlichen Publikationen. Dies dient zum einen der Förderung und Begeisterung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die Gastroenterologie und zum anderen der Begeisterung für die Lehre mit gleichzeitiger Wissensvermittlung. 

Nach drei digitalen Corona-Semestern stehen die Zeichen für das WS 21/22 bei allen deutschen Universitäten auf "Rückkehr zur Präsenzlehre". Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach dennoch die dauerhafte Integration digitaler Lehr- und Lernformate in die Ausbildung angehender Medizinerinnen und Mediziner? 

Im Bereich der dynamisch, wissenschaftlich sich schnell entwickelnden Medizin mit wenig verfügbaren zeitlichen Kapazitäten ist es oft schwierig Wissen kompakt, verständlich und praxisorientiert zu vermitteln. Als blended-Learning-Tool- Idee einer modernen Lernform eröffnen die „Bites“ als digitales Lehrformat den Studierenden eine Möglichkeit die Lehrinhalte der Vorlesungen als Alltagsbissen eigenständig zuhause zu erarbeiten und die Präsenzveranstaltungen für die Vertiefung der Inhalte, der Herstellung des Wissenschaftsbezugs und das Erlernen der praktischen Fähigkeiten zu nutzen. Dies eröffnet Möglichkeiten die Vorteile der digitalen Lehr- und Lernformate nach den Corona-Semestern und die Rückkehr zur Präsenzlehre für die Ausbildung angehender Mediziner und Medizinerinnen zu vereinen und für Strukturen der Weiterentwicklung des Medizinstudiums zu nutzen.  

Könnte man dieses Lehrformat auch für weitere Fachgebiete neben der Gastroenterologie einsetzen?

Aktuell planen und arbeiten wir an dem gemeinsamen Bite zum Thema „Differentialdiagnose Thoraxschmerz“, welches in Zusammenarbeit mit der Kardiologie erfolgen soll. Weitere interdisziplinäre Kooperationen mit Integration unterschiedlicher Fachbereiche befinden sich in der Planung.  
 
Wann genau startet das Projekt?

Zwei Bites zur Diagnose und Behandlung der akuten Pankreatitis wurden bereits aufgenommen. Weitere Bites, unter anderem zur Pathophysiologie des Magens, Helicobacter pylori und Autoimmungastritis, werden gerade entwickelt. Die Bites sollen in diesem Wintersemester in die Vorlesungen integriert und langfristig für alle zugänglich gemacht werden. Wir sind sehr gespannt, wie diese bei den Studierenden ankommen werden. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Informationen zum DGVS Innovationspreis "Digitale Gastroenterologie"

Um die Entwicklung digitaler Innovationen in der Gastroenterologie zu fördern, vergibt die DGVS den mit 3.000 € dotierten DGVS Innovationspreis. Der Preis würdigt ein digitales Projekt, das gastroenterologisches Wissen vermittelt, den klinischen Alltag in der Gastroenterologie unterstützt, das Management gastroenterologischer Krankheiten erleichtert oder unsere Patienten im Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützt. Hierzu können beispielsweise Apps, Webseiten, Virtual/Augmented Reality, Videos, E-Learning oder andere digitale Formate eingesetzt werden. Teilnahmeberechtigt sind Ärztinnen, Ärzte und Studierende der Humanmedizin an einer Universität in Deutschland.

Wer Teil des Projektes werden möchte, sendet einfach eine Mail an  oder

Foto: Die Initiatoren des Projekts Sabrina Sulzer und Prof. Dr. Marino Venerito. Fotograf: Christian Morawe/UMMD.

Letzte Änderung: 05.01.2022 - Ansprechpartner: Webmaster