Neue Anhaltspunkte zur Beurteilung von Corona-Immunität

31.08.2023 -  

Obwohl während der Corona-Pandemie der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung entweder mit SARS-CoV-2 infiziert oder mit SARS-CoV-2 Spike mRNA geimpft wurde, spielen SARS-CoV-2 Infektionen weiterhin eine bedeutende Rolle. Diese können genauso beständig wie Infektionen mit Influenza-Viren immer noch akute Atemwegserkrankungen verursachen, welche jedoch mit nicht absehbaren Langzeitfolgen, wie z.B. Long-COVID, einhergehen können. Ob atopische Immunreaktionen bei mild infizierten Personen ausgelöst werden können und durch welche Faktoren diese reguliert werden, ist noch nicht hinreichend bekannt.

In einem vom Land Sachsen-Anhalt und einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt konnte nun durch die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Monika Brunner-Weinzierl (Dr. Holger Lingel) von der Experimentellen Pädiatrie und Neonatologie in Kooperation mit dem hiesigen Institut für Molekulare und Klinische Immunologie (Prof. Dr. Dirk Reinhold, Prof. Dr. Burkhart Schraven) und dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (Prof. Dr. Achim Kaasch) gezeigt werden, dass Allergie-assoziierte Zytokine bei Genesenen von milden COVID-19 Verläufen systemisch erhöht sind.

Folglich sind diese Personen anfällig für die Induktion von IgE-Antikörpern gegen Allergene z.B. von Schimmelpilzen und Hausstaubmilben. Das wichtigste Ergebnis der Studie mit 174 Probanden ist, dass sowohl bei mRNA-Geimpften als auch bei Genesenen, die eine milde und SARS-CoV-2-Immunität induzierende COVID-19- Infektion durchlaufen haben, das Interleukin (IL)-13 als ein schützender Faktor identifiziert wurde. Dieser Faktor könnte möglicherweise gegen Neuinfektionen und zudem gegen Langzeitfolgen, die die Ausprägung einer Allergie begünstigen könnten, wirken. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift der Vereinigung der europäischen immunologischen Gesellschaften (EFIS) „European Journal of Immunology“ publiziert.

Zytokine

Grafik: Th2-induzierende Zytokine sind nach milden COVID-19 Verläufen systemisch erhöht. Folglich sind die betroffenen Personen anfälliger für eine Induktion von IgE-Antikörpern gegen Allergene, die z.B. von Schimmelpilzen stammen. Übereinstimmend liegen bei Personen mit SARS-CoV-2 Immunität, nämlich nach mRNA-Impfung sowie nach überstandener milder COVID-19 Erkrankung, erhöhte systemische Werte des Zytokins IL-13 vor, wodurch dieses Interleukin eine Schutzfunktion gegen nachfolgende SARS-CoV-2 Infektionen zugesprochen werden kann.

Die wichtige Rolle des Zytokins IL-13 als Schutzfaktor beschränkt sich dabei nicht nur auf eine sogenannte Gedächtnis-Reaktion des Immunsystems gegenüber SARS-COV-2 Infektionen, darüber hinaus dämpft IL-13 bei milden COVID-19 Verläufen das Auftreten von IgE-Antikörpern gegen Schimmelallergene.

Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse auf eine zentrale Rolle von IL-13 bei der SARS-CoV-2-Immunität und der Prävention der damit verbundenen atopischen Nebenreaktionen hin. Folglich könnte der Faktor IL-13 als Serumparameter zur Beurteilung eines vorliegenden Schutzes gegenüber SARS-CoV-2 Infektionen dienen. Dies ist vor allem für betroffene Personen relevant, welche starke bzw. lang-anhaltende Symptome durch COVID-19 Infektionen entwickeln, indem durch die Ermittlung des IL-13-Gehalts eine vorliegende Schutzfunktion durch das Immunsystem kontrolliert werden kann. Des Weiteren kann dieser Parameter in die Einschätzung der Gefährdung einzelner Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Pflegebedürftige, einfließen. Die Ergebnisse betonen die Bedeutung der kontinuierlichen Forschung und zeigen, auch wenn ein Großteil der Bevölkerung bereits immun gegen das Virus ist, gibt es immer noch viele Aspekte über das Virus und seine Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu untersuchen und zu verstehen.

Originalpublikation

IL‐13 determines specific IgE responses and SARS‐CoV‐2 immunity after mild COVID‐19 and novel mRNA vaccination - Meltendorf - 2022 - European Journal of Immunology - Wiley Online Library

Forschungsprojekte und Förderungen

  • Impfung gegen COVID-19 (FP1) (H. Lingel, M. Brunner-Weinzierl), durchgeführt durch die Abteilung der Experimentellen Pädiatrie und Neonatologie der Universitätsmedizin Magdeburg, gefördert vom Land Sachsen-Anhalt. Zudem: „Studie zu COVID-19-Impfstoffen“ (B. Schraven, D. Reinhold) durchgeführt durch das Institut für Molekulare und Klinische Immunologie der Universitätsmedizin Magdeburg, gefördert durch die Landesforschergruppen SI-2 und SI-3 vom Land Sachsen-Anhalt.
  • Verbundprojekt SarsImmunExpansion, Sprecherin des Konsortiums: Prof. Monika Brunner-Weinzierl, Leiterin der Experimentellen Pädiatrie und Neonatologie der Universitätsmedizin Magdeburg, gefördert mit ca. 600.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 01KI2072.

Wissenschaftlicher Kontakt

Dr. Holger Lingel, Prof. Dr. Monika Brunner-Weinzierl, Experimentellen Pädiatrie und Neonatologie der Universitätsmedizin Magdeburg, Tel.: +49-391-67-14004,

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