Polycarp-Leporin-Nachwuchsförderung

30.06.2023 -  

Die Forschungskommission der Medizinischen Fakultät der OVGU hat erstmalig an fünf junge Nachwuchswissenschaftler:innen eine Projektförderung für eigene Themenstellungen vergeben. Die Polycarp-Leporin-Nachwuchsförderung (PLP) hat zum Ziel junge Wissenschaftler:innen nach der Promotion zur Weiterqualifizierung und Verbesserung der Antragsfähigkeit für externe Drittmittel zu qualifizieren.

Ausgeschrieben waren 5 Projektförderungen in Höhe von max. 80.000 EURO je Antrag für eine max. Laufzeit von 2 Jahren. Prof. Junne, Prodekan für Forschung, freut es ganz besonders, dass die Fakultät damit die eigenen jungen Wissenschaftler:innen in ihrer Forschung und Karriere unterstützt. Perspektivisch wird so die Exzellenzforschung des Standortes auf sichere Füße gestellt.

Eingereicht wurden 18 Vorhaben, die in einem zweistufigen Verfahren durch ein Gutachtergremium und die Forschungskommission bewertet wurden. Zehn Projekte wurden vom Gutachtergremium für die Projektvorstellung im Rahmen der Forschungskommissionssitzung empfohlen. Nach Vorträgen in der Forschungskommissionssitzung wurden die besten Projekte dem Fakultätsvorstand zur Förderung vorgeschlagen. Der Fakultätsvorstand der Medizinischen Fakultät unterstützt den Vorschlag der Forschungskommission zur Förderung nachdrücklich.

Allen Bewerber:innen der ersten PLP-Förderrunde wurde eine Einladung in die Med4Science Academy, die ebenfalls von der Forschungskommission der Medizinischen Fakultät ins Leben gerufen wurde, ausgesprochen. Die Med4Science Academy wird Postdoc-Wissenschaftler*innen nachhaltig in ihren eigenen Karrierewegen und insbesondere bei der Antragstellung eigener Projekte bei Drittmittelgebern (z. B. bei der DFG) fördern.

Polycarp-Leporin-Nachwuchsförderung

Die Polycarp-Leporin-Nachwuchsförderung erhielten (v.l.): Dr. Müller, Dr. Böttcher-Loschinski, Dr. Weber, Dr. Morgenroth und Dr. Frentzel (nicht auf dem Bild). Foto: Melitta Schubert/UMMD

Die Preisträger 2023

Romy Böttcher-Loschinski

Die 32-jährige Dr. Romy Böttcher-Loschinski stammt gebürtig aus Altenburg (Thüringen) und studierte von 2009 bis 2014 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Ernährungswissenschaften. Anschließend promovierte sie von 2014 bis 2019 an der an der Friedrich-Alexander-Universität/Universitätsklinikum Erlangen zum Thema T-Zellmetabolismus (AG Mougiakakos). Als Post-Doc arbeitete sie von 2019 bis 2021 am Universitätsklinikum Erlangen (AG Mougiakakos). Seit 2022 arbeitet sie als Post-Doc in der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie Magdeburg.

Woran forschen Sie?

Unsere Forschungsgruppe an der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie beschäftigt sich damit, wie Leukämiezellen mit den Immunzellen in unserem Körper in Wechselwirkung treten. Wir möchten dabei verstehen, wie der Stoffwechsel dieser Zellen die Fähigkeit des Immunsystems beeinflusst, die Leukämiezellen zu erkennen und wie sich das dann auf die Wirksamkeit von Krebstherapien auswirkt. In meinem eigenen Projekt konzentriere ich mich auf eine bestimmte Art von Leukämie, die sogenannte chronische lymphatische Leukämie (CLL).

Romy Böttcher-Loschinski

Romy Böttcher-Loschinski. Foto: Sarah Kossmann/UMMD

Für wen sind Ihre Forschungsergebnisse relevant?

Trotz aller Fortschritte bei Diagnose und Behandlung gibt es immer noch Fälle, in denen die Therapie nicht optimal wirkt. Wir wissen inzwischen, dass die CLL-Zellen Unterstützung von anderen Zellen im Knochenmark und den Lymphknoten erhalten. Interessanterweise sammeln sich bei älteren Menschen sowie bei Übergewicht, einem Risikofaktor für die Entwicklung einer CLL, vermehrt Fettzellen im Knochenmark und den Lymphknoten an. Zudem spielen Fette eine wichtige Rolle für die Therapieresistenz der CLL-Zellen. Mithilfe der Förderung durch das Polycarp-Leporin-Programm möchte ich daher untersuchen, wie die CLL-Zellen mit diesen Fettzellen interagieren und wie sich dies auf bestehende Therapien auswirkt.

Was ist das Ziel Ihrer Forschung?

Indem wir die Wechselwirkungen zwischen den Zellen genauer untersuchen, möchten wir dazu beitragen, die Wirksamkeit der bestehenden Behandlungen zu erhöhen und möglicherweise neue Ansätze zur Bekämpfung der CLL zu finden.

Frederike Weber

Dr. Frederike Weber arbeitet seit 2021 als Assistenzärztin in der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationsmedizin Magdeburg. DIe 28-Jährige wurde in Gehrden geboren und studierte von 2013 bis 2021 Humanmedizin an der Georg-August Universität Göttingen. Anschließend promovierte sie in der Zeit von 2016 bis 2022 zum Thema „The role of SFRP5 in cardiomyocyte function “.

Woran forschen Sie?

Ich untersuche ultraschallgestützte regenerative Therapieansätze sowie Tumortherapien. Ultraschallgestützte Anwendungen – vor allem in der Bildgebung – kennt man aus dem klinischen Alltag. Jedoch kann der Ultraschall sehr viel mehr. In niedriger Intensität wirkt Ultraschall entzündungshemmend, stimuliert die Zellteilung und fördert die Regeneration von Gewebe.

Frederike Weber

Frederike Weber. Foto: Claudia Blume

Was ist das Ziel Ihrer Forschung?

Im Rahmen meiner Förderung durch das Polycarp-Leporin-Programm will ich diese Effekte in der Leber, insbesondere nach großen Lebereingriffen untersuchen. Hierzu isolieren wir in unserem Labor verschiedene Patientenzellen vom gesunden und Tumorgewebe. An diesen untersuchen wir, welche Auswirkungen ultraschallgestützte Stimulationen auf die Vermehrung von gesunden und Tumorzellen, den Stoffwechsel und das Ansprechen auf Tumortherapeutika hat.

Für wen sind die Ergebnisse relevant?

Dieses lokale und für den Patienten schonende Verfahren soll helfen, die postoperative Morbidität nach großen Lebereingriffen bei Hochrisikopatient:innen zu verringern. Weiterhin soll dieses lokale Verfahren auch Tumortherapeutika ergänzen, um deren Wirksamkeit zu verbessern.

Patrick Müller

Der 34-jährige Dr. Patrick Müller stammt gebürtig aus Magdeburg und arbeitet seit 2022 als Assistenzarzt in der Klinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg. Er studierte von 2009 bis 2015 Sportwissenschaft und Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und promovierte im Zeitraum von 2015 bis 2018 am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen zum Einfluss von Sport auf Neuroplastizität und Demenzprävention. Anschließend folgte von 2015 bis 2021 ein Studium der Humanmedizin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Woran forschen Sie?

Der Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf dem Einfluss von Risikofaktoren auf neurodegenerative, mentale und kardiovaskuläre Erkrankungen. Dabei liegt mein Schwerpunkt besonders auf den Faktoren Bluthochdruck, Adipositas und körperliche Inaktivität. Des Weiteren liegt mein Fokus sowohl in der Klinik als auch in der Forschung auf der sportmedizinischen Diagnostik und Betreuung von gesunden Athlet:innen und Patient:innen entsprechend der „Exercise is Medicine“-Kampagne.

Patrick Müller

Patrick Müller. Foto: Melitta Schubert/UMMD

Für wen sind Ihre Forschungsergebnisse relevant?

In der geplanten HIM-Studie untersuchen wir mit einem interdisziplinären Forschungsteam aus Neurologie, Immunologie, Neuroradiologie, MR-Physik, Sportmedizin und Kardiologie, inwiefern Patient:innen mit Herzinsuffizienz (Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion, HFpEF) kognitive Defizite und im MRT-Anzeichen für eine vaskuläre Demenz aufzeigen.

Was ist das Ziel Ihrer Forschung?

Hintergrund des Forschungsprojektes ist, dass der HFpEF und der vaskulären Demenz die gleichen Risikofaktoren zu Grunde liegen. Mit den Forschungsprojekten möchten wir dazu beitragen, Krankheitsmechanismen besser zu verstehen und dadurch gezielte, personalisierte Präventions- und Therapieansätze entwickeln zu können.

Ronnie Morgenroth

Dr. Ronnie Morgenroth wurde in Magdeburg geboren und studierte von 2012 bis 2019 Humanmedizin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. 2021 folgte die Promotion zum Thema Autoantikörperformation und Kartierung von immunogenen Epitopen gegen das Kälteschockprotein YB-1 in Tumorpatienten und gesunden Kontrollprobanden. Seit 2020 arbeitet der 29-Jährige als Assistenzarzt in der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg.

Woran forschen Sie?

Das übergeordnete Forschungsthema ist Autoimmunität. In diesem Programm geht es speziell um die Autoimmunität gegen Kälteschockproteine (YB-1; DbpA) bei Alzheimer-Demenz-Patienten.

Ronnie Morgenroth

Ronnie Morgenroth. Foto: Melitta Schubert/UMMD

Was ist das Ziel Ihrer Forschung und an wen richtet Sie sich?

Das Ziel besteht darin, Einblicke in die Pathophysiologie der Alzheimer-Demenz zu gewinnen und den Einfluss des Immunsystems und der Kälteschockproteine in diesem Prozess zu untersuchen. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen diagnostischen Test zu evaluieren, um eine (Alzheimer)-Demenz anhand von Autoantikörper-Profilen im Blut zu untersuchen. Damit richten sich die Forschungsergebnisse einerseits an die Klinik (v.a. das DZNE und Dr. Glanz) und andererseits an die Grundlagenforschung zur Aufklärung der Alzheimer-Demenz.

Sarah Frentzel

Dr. Sarah Frentzel wurde in Magdeburg geboren und studierte von 2008-2014 Biosystemtechnik (Master of Science) an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg und promovierte anschließend von 2014 bis 2018 am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Anschließend schärfte sie ihr wissenschaftliches Profil als Postdoc im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene in der AG Infektionsimmunologie und im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig in der AG Immunregulation. Seit Mai 2021 arbeitet sie erneut als Postdoc im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene in der AG Infektionsimmunologie.

Woran forschen Sie?

Wir forschen aktuell am Projekt zum Thema "Detaillierte Charakterisierung von humanen Eosinophilen-Subtypen aus dem Blut und den Atemwegen von gesunden Probanden und Patienten mit neu-diagnostiziertem Asthma". Bronchiales Asthma ist eine chronische multifaktoriell beeinflusste Atemwegserkrankung mit sehr heterogenen Ausprägungsformen. Dabei kommt es zu einer chronischen Entzündung der Atemwege bei gleichzeitiger Überempfindlichkeit der Luftwege gegenüber Reizen. Es existieren verschiedene Phänotypen von Asthma, der Großteil der Patienten mit schwerem Asthma zeigt einen eosinophilen Phänotyp. Eosinophile Granulozyten sind eine Untergruppe der Leukozyten, sie entwickeln sich aus oligopotenten myeloischen Stammzellen im Knochenmark und werden abhängig von bestimmten Zytokinen wie Interleukin IL-5 ins Blut und Gewebe rekrutiert. Eosinophile spielen eine wichtige Rolle bei der Pathogenese von Asthma, Patienten leider unter einer ausgeprägten Eosinophilie. Verschiedene biologische Therapeutika werden genutzt, um die Rekrutierung und Mobilisierung als auch Aktivierung von Eosinophilen zu inhibieren und somit die Symptomatik zu lindern. Im Gegensatz zum murinen Organismus, in dem dezidierte Eosinophilen Subtypen charakterisiert sind, ist im humanen Organismus noch weitgehend unklar, welche Eosinophilen-Subtypen bei der Entstehung des eosinophilen Asthma-Phänotyps beteiligt sind und wie sich diese Subtypen hinsichtlich ihrer Rekrutierung als auch Aktvierung unterscheiden.

Sarah Frentzel

Sarah Frentzel. Foto: Melitta Schubert/UMMD

Was ist das Ziel Ihrer Forschung?

Das Ziel unseres Forschungsprojektes ist die Charakterisierung von Blut-Eosinophilen hinsichtlich ihres Phänotyps und die Identifizierung von Subtypen unter physiologischen Bedingungen vs. asthmatisch. Weiterhin wollen wir neue Erkenntnisse bezüglich der Veränderungen von Eosinophilen-Subtypen in ihrer Zusammensetzung, Phänotyp und des transkriptionellen Profils bei asthamtischen Patienten vs. gesund gewinnen. Dadurch wollen wir ein detailliertes Verständnis zum Phänotyp und Aktivierungsprofil von Atemwegs-Eosinophilen aus asthmatischen Patienten vs. Blut-Eosinophilen erhalten.

Für wen sind Ihre Forschungsergebnisse relevant?

Die Daten, die im Rahmen dieses Projekts generiert werden, liefern wichtige Erkenntnisse, um spezifische Eosinophilen-Subtypen/Endotypen im gesunden Organismus als auch in asthmatischen Patienten besser definieren als auch verstehen zu können. Dieses Wissen liefert eine wichtige Grundlage bezüglich der immunologischen Prozesse und gibt wichtige Eindrücke wie bereits klinisch genutzte Therapeutika (Anti-Eosinophilen-Biologika) auf die verschiedenen Eosinophilen-Subtypen wirken. Mithilfe dieses Wissens können Risiken und Nebenwirkungen bei der Esinophilen-gerichteten Therapie besser eingeschätzt werden und es können individuellere Therapieoptionen erstellt werden. Weiterhin kann die detaillierte Charakterisierung der spezifischen Eosinophilen-Subtypen ein wichtiger prädiktiver Marker sein, um die therapeutische Intervention perspektivisch individueller und effizienter gestalten zu können.

Letzte Änderung: 17.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster