Kehlkopfkrebs immer häufiger auch bei Frauen
von Jacqueline Heß
Bösartige Geschwulsterkrankungen im Kehlkopf haben in den vergangenen Jahren besonders bei jüngeren Menschen zugenommen. Lag das Durchschnittsalter früher bei etwa 60 Jahren und traf es Männer zehnmal häufiger, wächst die Zahl weiblicher und jüngerer Patienten. Häufigster Tumor im Bereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ist der Kehlkopfkrebs.
Der Kehlkopf ist das Verbindungsstück zwischen Rachen und Luftröhre. Er hat zwei wichtige Aufgaben: er verschließt beim Schlucken den Eingang zur Luftröhre und ist als eigentlicher Tonerzeuger ganz wesentlich an der Stimmbildung beteiligt. Kehlkopfkrebs, in der Fachsprache Larynxkarzinom genannt, ist eine bösartige Tumorerkrankung des Kehlkopfs und gehört zu den Tumoren der oberen Luft- und Speisewege. Die Erkrankung entsteht in vielen Fällen bei Menschen, die rauchen, regelmäßig alkoholische Getränke konsumieren sowie einer berufsbedingten Gefährdung durch Luftverunreinigungen (z.B. Asbest) ausgesetzt sind. Besonders groß ist das Risiko, wenn sich mehrere Faktoren addieren.
„Im Gegensatz zu den meisten anderen Krebserkrankungen, die in Anfangsstadien keine Beschwerden verursachen, kann sich Kehlkopfkrebs frühzeitig durch Symptome bemerkbar machen. Daher sollte bei anhaltend heiserer Stimme über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen ein Arzt konsultiert werden. Hinzu kommen ein Fremdkörpergefühl im Hals, Schluckbeschwerden und ein häufiges Bedürfnis, sich zu räuspern. Mit fortschreitendem Kehlkopfkrebs kommt es dann zu Schmerzen, insbesondere beim Schlucken, die bis ins Ohr ausstrahlen können. Symptome wie Luftnot und blutig-schleimige Auswürfe treten erst im späteren Stadium auf“, so Prof. Dr. Christoph Arens, Direktor der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Magdeburg.
Um bei Verdacht auf Kehlkopfkrebs die Diagnose sichern zu können, muss der Arzt mehrere Untersuchungen durchführen. Nach dem Abtasten des Halses erfolgen spezielle Verfahren, wie eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie).Tumorverdächtige Stellen auf der Kehlkopfschleimhaut kann man so recht früh erkennen. Bestätigt sich bei der anschließenden Gewebeprobe (Biopsie) der Verdacht, können unter Einsatz moderner bildgebender Verfahren wie der Computertomographie (CT) oder der Magnetresonanztomographie (MRT) genauestens die Ausdehnung des Tumors und ein möglicher Befall der Halslymphknoten festgestellt werden.
Tumoren der eigentlichen Stimmlippen sind mit über 60 Prozent die häufigsten Larynxkarzinome. Um Kehlkopfkrebs zu behandeln, stehen operative Verfahren und die Strahlentherapie zur Verfügung. Hat der Arzt das Larynxkarzinom in einem frühen Stadium erkannt, kann dies zur vollständigen Heilung führen (kurative Therapie). Aber auch, wenn dies nicht möglich ist, bieten moderne Tumortherapie-Methoden viele Chancen, die Lebensqualität zu erhalten und Symptome wie Tumorschmerzen möglichst gering zu halten (palliative Therapie). Prof. Arens: „Wenn nur ein relativ kleiner Kehlkopfkrebs vorliegt, beispielsweise auf die Stimmlippen begrenzt, trennt der Arzt das bösartige Gewebe mikrochirurgisch oder mittels Laserbehandlung ab. Wie bei der endoskopischen Diagnostik des Kehlkopfs auf dem Untersuchungsstuhl am wachen Patienten auch, gelangt der Operateur über den Mund-Rachen-Raum an den Tumor, nur eben in Vollnarkose. Auch Teilresektionen, das heißt die Entfernung bestimmter Anteile des Kehlkopfs, sind möglich. Auf diese Weise kann sowohl die Stimme als auch eine normale Atmung erhalten bleiben.“
Mit zunehmender Größe des Tumors steigt auch die Gefahr der Absiedlung von Tochtergeschwülsten (Metastasen). Ausgedehntere Kehlkopfkarzinome bedürfen häufig einer Laryngektomie. Dabei entfernt der Arzt den gesamten Kehlkopf. Diese Operation führt zu erheblichen Einschränkungen beim Sprechen und Schlucken. Welches Therapie-Verfahren am sinnvollsten ist, richtet sich beim Kehlkopfkrebs nach dessen Lokalisation, Ausdehnung und Größe.
„Leider werden immer noch Kehlkopftumoren trotz der chronischen Heiserkeit als Warnsignal erst im Spätstadium diagnostiziert. Wie bei allen Krebsarten gibt es auch beim Larynxkarzinom keine Maßnahmen, dem Kehlkopfkrebs mit hundertprozentiger Sicherheit vorbeugen zu können. Aber man kann selbst das Risiko einer Erkrankung deutlich durch Rauchverzicht und maßvollen Umgang mit Alkohol senken“, mahnt der Klinikdirektor.
Foto: Flexible endoskopische Untersuchung des Kehlkopfes / Universitätsklinikum Magdeburg