Lebertumoren sind gut behandelbar
von Jacqueline Heß
Unter Lebertumoren versteht man gutartige (benigne) oder bösartige (maligne) Gewebeneubildungen der Leber. Gutartige Lebertumore sind selten. Da sie nur gelegentlich Beschwerden verursachen, werden sie meistens zufallsmäßig bei Ultraschalluntersuchungen, die aus anderen Gründen durchgeführt werden, entdeckt.
Bei den malignen Tumoren der Leber unterscheidet man zwischen den primären Lebertumoren und und den Lebermetastasen. „Wesentlich häufiger als primäre maligne Lebertumore treten die so genannten Lebermetastasen auf. Das sind Absiedlungen eines an anderer Stelle gelegenen bösartigen Primärtumors, zum Beispiel eines Dickdarmkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs oder Hautkrebs“, so Prof. Dr. Christiane Bruns, Direktorin der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie Magdeburg.
„Die meisten Lebermetastasen zum Beispiel bei Magen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs werden durch eine medikamentöse Therapie behandelt. Eine Besonderheit stellen die Lebermetastasen vom Dickdarmkrebs dar. Diese werden heute mit dem Ziel der Heilung therapiert. Bei Dickdarmkrebs mit Streuung in die Leber, hat sich in den letzten Jahren durch die Kombination aus Medikamenten, Chirurgie und anderen Methoden die Prognose deutlich verbessert. Nicht nur einzelne, sondern auch multiple Dickdarmkrebs-Lebermetastasen können heutzutage bei günstiger Tumorbiologie chirurgisch, häufig auch minimal invasiv (Schlüssellochmethode) entfernt werden.
Daher ist es für Patienten nach einer bösartigen Darmerkrankung ganz wichtig, in regelmäßigen Abständen die Nachsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um ggf. eine Streuung der Metastasen rechtzeitig zu erkennen“, so die Klinikdirektorin.
Neben den sekundären Tumoren, gibt es jedoch auch bösartige primäre Tumore, die vom Lebergewebe selbst ausgehen. Bei diesen sind vor allem zwei von Bedeutung: das Leberzellkarzinom (hepatozelluläres Karzinom) und das Gallengangskarzinom (cholangiozelluläres Karzinom). Das häufigste primäre Leberkarzinom ist das hepatozelluläre Karzinom, kurz als HCC bezeichnet. Es macht etwa 90 % der primären Lebertumoren aus. Risikofaktoren für die Entwicklung eines Leberzellkarzinoms sind die Hepatitis B und C- Infektion, der Alkoholmissbrauch mit Leberzirrhose, aber auch eine Fettleber und Diabetes mellitus.
Prof. Bruns: „Die Tumore machen sich – wenn überhaupt – durch Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Juckreiz oder eine Gelbsucht bemerkbar. Meist sind diese Beschwerden aber durch die Grundkrankheit wie z.B. eine Leberzirrhose bedingt, so dass der Tumor selbst oft eher zufällig entdeckt wird. Um den Tumor genau zu charakterisieren, erfolgt die Diagnose durch Maßnahmen wie der Ultraschalluntersuchung ohne und mit Kontrastmittel, Bestimmung der Tumormarker im Blut, Computertomogaphie, Kernspintomographie und ggf. Punktion mit mikroskopischer Untersuchung des entnommenen Gewebes.“
Die Prognose beim Leberzellkarzinom/Leberkrebs ist abhängig vom Ausmaß der Leberzirrhose und von der Entwicklung des Krebses. Ein kleiner Leberkrebs ist heutzutage sehr gut durch chirurgische, zunehmend auch minimal invasive, Entfernung oder bei Vorliegen einer großen Anzahl an Nebenerkrankungen durch lokale Verkochung oder Bestrahlung behandelbar. Prof. Bruns: „Die Entscheidung zur Operation eines primären Lebertumors muss im Einzelfall unter Berücksichtigung des individuellen Risikos und der zusätzlich bestehenden Erkrankungen getroffen werden. Für die zu Grunde liegende Leberkrebserkrankung gilt als beste Therapie die Lebertransplantation. Damit wird nicht nur der Leberkrebs behoben, sondern auch die Ursache der Erkrankung, die Leberzirrhose. Nach der aktuellen Datenlage ist es so, dass eine leberkrebs-basierte Transplantation eine vergleichbare 5-Jahres-Überlebensrate aufweist wie nach Transplantation bei ausschließlicher Leberzirrhose. Das Problem ist heutzutage jedoch die deutlich zurückgegangene Anzahl der Spenderorgane.“
Seit 2014 gibt es im Universitätsklinikum Magdeburg eine HCC-Unit. Prof. Bruns: „In unserer interdisziplinären HCC-UNIT bestehend aus der Gastroenterologie, Chirurgie und Radiologie bieten wir alle Möglichkeiten modernster operativer sowie lokaler und systemischer Therapieverfahren und können für jeden Patienten ein individuell maßgeschneidertes Behandlungskonzept am Patientenbett entwickeln und koordinieren. Der einzigartige Vorteil dieser interdiziplinären Station für die Patienten besteht darin, dass Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam zum Patienten kommen, so viel Zeit und Aufwand gespart und eine effektive, schnelle Therapie ermöglicht wird.“