Sybille Lentge

Seit über 30 Jahren arbeitet Sybille Lentge bereits als Hebamme und jeder Tag bleibt nach wie vor spannend. In unserem Interview spricht die 53-Jährige über das vielfältige Berufsbild.

Seit wann arbeiten Sie an der UMMD und in welchem Bereich?

Ich arbeite seit Oktober 2019 in der Unifrauenklinik. Dort habe ich erst die Leitung des Teams der Mutter-Kind-Station und seit Januar 2022 auch die Leitung des Hebammenteams im Kreißsaal übernommen.

Sybille Lentge_Foto Bianca Wollentin_Baby Smile Fotografie

Foto: Leitende Hebamme Sybille Lentge
Fotografin: Bianca Wollentin, Baby Smile Fotografie

Was haben Sie vor Ihrer Tätigkeit an der UMMD gemacht?

Nach meinem Examensabschluss 1988 als Hebamme an der damaligen Medizinischen Akademie Magdeburg (Standort Landesfrauenklinik) habe ich bis Ende 2015 als Hebamme in verschiedenen Bereichen gearbeitet. So konnte ich langjährige Erfahrungen im Kreißsaal und auf der Wochenstation sammeln. Dadurch habe ich einen Einblick in die Reproduktionsmedizin bekommen und war auch Lehrerin in der Hebammenausbildung am Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe (AZG).

Ich habe über 16 Jahre freiberuflich werdende junge Familien in der Schwangerschaft und im Wochenbett begleitet. Einige davon auch mehrmals.

Im November 2015 übernahm ich für fast vier Jahre die Leitung des Kreißsaal-Teams im Harzklinikum Wernigerode. Gemeinsam mit dem ganzen Team inklusive der Ärzte und Oberärztin sind wir dort neue Wege gegangen. Mit diesen Erfahrungen haben wir uns 2018 einem bundesweiten Wettbewerb des Hebammenverbandes gestellt und sind eines der drei besten Kreißsaal-Teams in Deutschland geworden.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Der Arbeitstag beginnt mit einer Übergabe auf der Mutter-Kind-Station und der Zimmerzuordnung für die betreuenden Schwestern bzw. Kinderschwestern oder Hebammen zusammen mit Studierenden bzw. Auszubildenden.

Gibt es Herausforderungen vom Vortag oder zu erwartende für den anstehenden Dienst, werden diese besprochen und Lösungen gesucht. Dies gilt übrigens für den gesamten Dienst an jedem Arbeitstag. Im Kreißsaal ist der Ablauf ähnlich.

Je nachdem, ob ich in die Betreuung der Patient:innen eingebunden bin oder nicht, habe ich mehr oder weniger Zeit für die Dienstplanpflege und -gestaltung, Netzwerkarbeit zur Organisation und Koordination von Abläufen, Anschaffungen und Bestellungen, Teamsitzungen, Gesprächen, Einarbeitungen, Elterninfoabende…

Die Praxisanleitungen und Prüfungsbetreuungen sind zwar seltener geworden, aber dafür nehme ich mir gern auch die Zeit.

Woher kommt das Interesse am Beruf Hebamme? Was ist das Spannende daran?

In der 5. Klasse (circa 1979/80) habe ich im Fernsehen eine Dokumentation mit dem Titel: „Geboren in….“ gesehen. Es ging dabei um verschiedene Geburten in verschiedenen Ländern der Welt. Der Funke ist damals übergesprungen und hat mich nicht wieder losgelassen.

Der Beruf der Hebamme ist so schön vielseitig. Hebammen sind in vielen Bereichen zu finden. Das Spannende an diesem Beruf ist die Herausforderung, mich immer wieder neuen Situationen mit neuen Konstellationen stellen zu müssen. Dabei darf man Menschen mit unterschiedlichen Lebenswelten in einer wichtigen und neuen Phase ihres Lebens begleiten. Damit meine ich das Elternwerden, die Ausbildungszeit, aber auch die Arbeitswelt.

Wie viele Geburten haben Sie schon begleitet und gibt es eine, an die sich auch noch in 20 Jahren erinnern werden?

Ehrlich…ich kann es nicht sagen, aber vierstellig ist es auf jeden Fall.

In den vielen Jahren seit der ersten von mir betreuten Geburt am 27. März 1987 noch als Hebammenstudentin sind es einige Geburten, die im Gedächtnis geblieben sind. Ob es eine Maria war, die am 24. Dezember überraschend geboren wurde, obwohl die Mutter nicht wusste, dass sie schwanger war oder eine Geburt, bei der der Ehemann plus der leibliche Kindsvater gemeinsam mit der Mutter zu betreuen war. Aber auch Geburten, die nach einem dramatischen Verlauf ein glückliches Ende genommen haben. Ich hätte ein Buch über die Erlebnisse rund um die Geburten schreiben sollen, es wäre bestimmt nicht langweilig geworden.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit an der UMMD und was könnte besser sein?

Die Universitätsmedizin Magdeburg ist ein zuverlässiger Arbeitgeber mit guten Konditionen. Speziell in meiner Tätigkeit und Position habe ich die Möglichkeit, positive Impulse setzen zu können und zu dürfen. Dabei kann ich Prozesse verändern, das Arbeitsumfeld verbessern, die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen fördern. Meine Erfahrungen aus Wernigerode motivieren mich da sehr.

Für Verbesserungen hätte ich einige Wünsche, wie mehr Verständnis und Interesse, aber auch Vernetzung der verschiedenen Fachbereiche und Professionen untereinander. Weiterhin wäre die Möglichkeit der Umsetzung von modernen Arbeitszeitmodellen und weniger Bürokratie wünschenswert.

Haben sich Ihre Vorstellungen, welche Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit an der UMMD hatten, bestätigt?

Größtenteils ja. Für den Rest ist ja noch einige Jahre Zeit.

Was würden Sie potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern raten, welche Voraussetzungen Sie mitbringen müssen?

Sie sollten Herzblut für ihren Beruf haben, Spaß an der Bewältigung von Herausforderungen, Teamgeist zeigen sowie ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein und Selbstliebe besitzen.

Verraten Sie uns Ihr bisher schönstes Erlebnis an der UMMD…

Eines war 2015 die liebevolle Verabschiedung aus dem AZG durch „meine Hebammenklasse“ und meine Kolleginnen dort. Und vor Kurzem die Torte einer auf Station betreuten Familie mit der Aufschrift „Für das beste Team der Welt“.

Ihr Job in drei Worten?

Aus meiner Sicht: herausfordernd, oft stressig, aber auch dankbar.

Was ist Ihnen außerhalb Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Meine Familie und Freunde, unsere Dackeldame Frieda und Auszeiten mit Frl. Schwarz, unserem Kastenwohnmobil.

Letzte Änderung: 30.11.2022 - Ansprechpartner: Webmaster