Unterstützung finden und Antworten bekommen

21.01.2015 -  

Am 4. Februar 2015 jährt sich zum 9. Mal der Weltkrebstag mit dem Ziel, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Krebs ist eine Diagnose, die Betroffene und ihre Angehörigen oftmals unerwartet trifft. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus fühlen sich viele Menschen allein mit ihren Fragen, seelisch belastet und manchmal überfordert. Häufig wissen sie nicht, an wen sie sich wenden können. Krebsberatungsstellen, wie die Psychosoziale Krebsberatungsstelle in Magdeburg (mit einer Außenstelle in Burg) bieten Hilfen bei seelischen Krisen und sozialrechtlichen Fragen. Hier erhalten Krebs-Betroffene und Angehörige Hilfestellungen, um die eigene Krankheit zu bewältigen oder mit der Erkrankung von nahestehenden Menschen angemessen umzugehen.

Krebsberatungsstelle„Nichts ist mehr wie es war!“ Für Frau M. ist eine Welt zusammengebrochen, als bei ihr vor zwei Monaten Brustkrebs diagnostiziert wurde. Mittlerweile ist sie operiert und hat mit der Chemotherapie begonnen, was für sie extrem belastend ist: ständige Übelkeit und Brechreiz. Wenn sie in das Ärztehaus hineingeht, muss sie bereits gegen den aufsteigenden Brechreiz kämpfen. Allein bei dem Gedanken an die Farbe des verabreichten Mittels, muss sich Frau M. übergeben. Die 54jährige Büroangestellte ist kurz davor die Chemotherapie abzubrechen und das erhöhte Risiko eines Rezidivs in Kauf zu nehmen, da fällt ihr der Flyer aus dem Krankenhaus wieder ein - „Psychosoziale Krebsberatungsstelle Magdeburg“. Die Sekretärin Claudia Busch nimmt Frau M. freundlich in Empfang: „Wir unterstützen bei allen psychoonkologischen und sozialrechtlichen Anliegen und vermitteln Betroffene und Angehörige bei Bedarf weiter, z. B. an Selbsthilfegruppen, Psychotherapeuten oder Vereine.“ Frau M. nimmt die psychoonkologische Beratung in Anspruch. An mehreren Terminen wurden gemeinsam mit der Psychoonkologin Bewältigungsstrategien erarbeitet und Entspannungstechniken erlernt, so dass Frau M. diese nun selbstständig anwenden kann. Dadurch ist es Frau M. möglich geworden, die Chemotherapie und weitere ausstehende Behandlungen ohne Brechreiz und Zwischenfälle fortführen und abschließen zu können.

In einem psychoonkologischen Beratungsgespräch geht es darum, Vertrauen aufzubauen und für die richtige Atmosphäre zu sorgen, um über alle Sorgen sprechen zu können. Häufig haben die Patienten starke Ängste vor der Behandlungstherapie oder vor einer Wiedererkrankung. Es besteht der Wunsch nach Unterstützung und nach praktischen Hilfen zur Krankheitsbewältigung für sich selbst und ihre Angehörigen. Es werden Hilfestellungen zum Umgang mit der Erkrankung gegeben, Ressourcen aktiviert und Perspektiven aufgezeigt, um eine bestmögliche Lebensqualität zu erhalten. Auch Sterbe- und Trauerbegleitung können die Psychologen und zertifizierten Psychoonkologen Josephine Uiffinger und Axel Thalmann geben.

Krebsberatungsstelle PatientDie Sozialpädagogin und Psychoonkologin Jana Giera berät bei sozialrechtlichen Fragestellungen: „Viele Menschen, die sich an uns wenden, fragen sich, ob sie ihre Arbeitsstelle verlieren, wenn sie länger krank sind und wissen nicht, auf welche Sozialleistungen sie Anspruch haben, wie eine Rehabilitationsmaßnahme zu beantragen ist oder wie ein Widerspruch bei einer Antragsablehnung zu formulieren ist.“ Individuelle Beratungen, wie Einzel-, Paar- und Angehörigengespräche sind dabei nur ein Aspekt, den Krebs-Betroffene und Angehörige in Magdeburg und Burg wahrnehmen können. Zudem werden auch Informations- und Gruppenangebote organisiert, z. B. Entspannungskurse oder Tai Chi, sowie die Teilnahmen am Familieninfotag „Aktiv gegen Krebs“ und der Aktion „Rückenwind bei Lungenkrebs“.

Die seit 2009 jährlich steigenden Beratungszahlen zeigen den psychoonkologischen Bedarf. Um diesem gerecht zu werden, wurde das Angebot der Krebsberatungsstelle seit Mai 2011 dahingehend erweitert, dass eine Außenstelle in Burg (in Kooperation mit der Selbsthilfekontaktstelle Jerichower Land) eröffnet wurde. Die anfangs einmal monatlich stattfindenden Beratungen für Krebsbetroffene und Angehörige wurde wegen der steigenden Inanspruchnahme auf einmal wöchentliche Beratungen erweitert. „Unser wichtigstes Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern“, sagt Prof. Dr. Jörg Frommer, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Universitätsklinikum Magdeburg und Leiter der Krebsberatungsstelle.

Zur Zeit wird die Krebsberatungsstelle in Magdeburg von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen eines Förderschwerpunktprogramms zusammen mit 22 weiteren Beratungsstellen in Deutschland finanziell unterstützt. Mit diesem Programm soll der psychoonkologischen Unterversorgung in vielen Regionen Deutschlands entgegen gewirkt werden. Wenn für die Psychosoziale Krebsberatungsstelle in Magdeburg diese Förderung 2016 zu Ende geht, ist die weitere Zukunft dieser Institution unsicher. Zurzeit fehlt in Deutschland eine Finanzierungsregelung für derartige Beratungsleistungen. Hier ist die Politik gefordert. Sie muss die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, damit z. B. Krankenkassen ihren Beitrag für den Fortbestand von Krebsberatungsstellen in Zukunft leisten.

Kontaktdaten und Standorte der Krebsberatungsstelle:
Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
PsychosozialUniversitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Leipziger Str. 44
Hs. 14, Sekretariat: R. 380
39120 Magdeburg
Tel.: 0391/ 6721241
Email:

Außensprechstunde Universitätsfrauenklinik:
Einmal monatlich montags in den Räumen des Magdeburger Krebsliga e.V.
Gerhart- Hauptmann-Str. 35
39108 Magdeburg

Außenstelle Burg
Einmal wöchentlich dienstags in den Räumen des „Aufbruch“ e.V.
Bahnhofstr. 7
39288 Burg

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