Bärbel Joensson

Im Gespräch mit Jubilaren: Wie begann es eigentlich vor 40 Jahren?

Joenssen_w400

Bärbel Joensson, Stationsleitung Kinderintensivmedizin

„Die Arbeit am Patienten und mit den Eltern ist das Allerschönste.“

Wie kam es zu Ihrer Berufswahl?
Familiär bin ich vorbelastet, da einige meiner Angehörigen im Pflegedienst tätig sind und ich gerne mit kranken Kindern arbeiten wollte. Bereits in der neunten Klasse mussten wir uns bewerben, um dann die dreijährige Fachschulausbildung in der MAM zu absolvieren.

Hatten Sie jemals den Gedanken, in eine andere Stadt zu gehen?
Nein. ich bin mit Magdeburg fest verwurzelt, mit meiner Familie, meinem Beruf und mit meiner Arbeit auf der Kinder-ITS. („meine Station“ klingt etwas „besitzergreifend“)

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz auf einer Station?
Mein erster Einsatz erfolgte in der damaligen Landesfrauenklinik (LFK) auf der Entbindungsstation. Hier arbeitete ich erst einmal mit gesunden Neugeborenen und den glücklichen Muttis.

…und Ihr erster Tag als examinierte Krankenschwester?
Das war schon aufregend. Meine Einsatzstation war die Säuglingsstation mit 25 Patienten und ich war alleine im Nachtdienst. Das bedeutete Verantwortung, die mir dann richtig bewusst wurde.

Was ist das Besondere an Ihrem Job?
…kranken Kindern, den Eltern und Angehörigen helfen zu können und diese schwere Zeit so erträglich wie möglich zu machen. Die Freude ist natürlich am größten, wenn die Kinder gesund nach Hause gehen. Das ist gerade hier nicht immer der Fall. Viele unserer kleinen Patienten liegen hier über Wochen und Monate und benötigen intensivmedizinische Betreuung.

Wachsen Ihnen einige Kinder besonders ans Herz?
Da gibt es viele Beispiele. Kinder nach Darmoperationen oder chronisch kranke Kinder betreut man oft über viele Monate und Jahre. So baut man auch einen engeren Kontakt auf. Kinder, die durch einen Unfall schwer verletzt worden sind oder Misshandlungen im Elternhaus erleben mussten, wachsen dem Personal auch besonders ans Herz. Trotzdem müssen wir hier genauso professionell arbeiten.

Was würden Sie Ihren Azubis mit an die Hand geben?
Man benötigt als Schwester viele Monate, um sich in den Alltag auf einer Intensivstation einzuarbeiten. Während dieser Zeit erkennt man, ob man am richtigen Platz ist.

Also wird Ihre Arbeit für Sie nie zur Routine?
Nein, das sollte nie Routine werden. Jeder Patient und seine Krankengeschichte ist anders und man sollte möglichst individuell auf die Angehörigen eingehen, um Vertrauen zu schaffen.

Gibt es Tätigkeiten, die sie besonders gerne ausführen?
Die Arbeit mit den kranken Kindern und den Eltern ist es, was diesen Beruf ausmacht. Besonders wenn man dann einen positiven Verlauf erkennt. Auch der Umgang mit den Eltern – das Trösten, wenn man merkt, dass man helfen kann. Die Teamarbeit schätze ich auch sehr. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Das ist keine Arbeit, die man als Einzelgänger verrichten darf.

Wie würden Sie die 40 Jahre als Kinderkrankenschwester für sich selbst zusammenfassen?
Ich hatte auch nie ansatzweise den Gedanken, beruflich etwas anderes machen zu wollen. Es gab verschiedene Etappen, die ich durchlaufen bin: Schließung von Stationen, Zusammenlegungen. Vieles hat sich entwickelt, auch die Technik. Verändert hat sich auch der Bereich der Dokumentation, das ist ein großer Zeitfresser. Es fehlt uns genau die Zeit, die viel umfangreicher für die Kinder und deren Angehörige benötigt wird. Es war und ist eine sehr spannende Zeit, in der ich keine Phase missen möchte.  

Die Gespräche mit den drei Jubilarinnen, die ihren ersten Arbeitstag am 1. September 1976 hatten, führte Carolin Hörnig.

Letzte Änderung: 01.04.2022 - Ansprechpartner: Webmaster