Indra Griesau

Seit wann sind Sie an der UMMD und was ist Ihre Aufgabe hier?

Seit 1988 arbeite ich in der Zahntechnik der Mund-Kiefer-und Gesichtschirurgie und fertige Zahnersatz für unsere ambulanten und stationären Patienten an.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag konkret aus?

Jeder Tag ist anders und sehr interessant, weil es bei uns keine automatisierten Abläufe gibt. Wir arbeiten auf von uns selbst hergestellten individuellen Patientenmodellen und planen dann in Zusammenarbeit mit unseren Zahnärzten und Kieferchirurgen die beste Lösung für das Problem des Patienten. Es gibt Arbeiten, die sehr schnell, innerhalb einer Stunde, angefertigt werden müssen. Das sind zum Beispiel Schienen nach Unfällen und Blutungen.

Andere Arbeiten benötigen eine komplexe Planung und Umsetzung und dauern dadurch mehrere Tage. In unserem Zahnersatz verschmelzen ganz unterschiedliche Materialien vom Edelmetall, Draht, Kunststoff, Wachs bis hin zu Gips. Jedes einzelne Material hat seine Eigenschaften und Verarbeitungsschritte, darum müssen wir die Umsetzung vorausschauend und flexibel planen.

Indra Griesau_Foto Kossmann

Foto: Die beiden Mitarbeiterinnen des Zahntechnischen Laboratoriums Indra Griesau (rechts) und Christine Rohloff (links).
Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD

Wo kommen die Prothesen, die Sie fertigen zum Einsatz? Wem helfen Sie mit Ihrer Arbeit?

Wir sind für unsere Patienten da, die durch Unfälle, Tumorerkrankungen oder Fehlbildungen im Mund-  und Gesichtsbereich ihre Zähne oder sogar ganze Kieferteile verloren haben. So können wir ihnen helfen, ihre Sprache, die Nahrungsaufnahme und auch ihr Selbstwertgefühl wiederzufinden.

Hat sich die Technologie im Laufe Ihrer Karriere verändert und hat das Ihre Arbeitsweise beeinflusst?

Die Zahntechnik verändert sich wie alle Bereiche mit der Zeit. Die Digitalisierung spielt auch hier eine zunehmende Rolle. So können mit Hilfe eines intraoralen Scanners die Daten aus dem Mund des Patienten an einen Dentaldrucker übermittelt werden. Dieser druckt dann das Modell aus. Das ist für Patienten mit Tumorerkrankungen oder auch Patienten mit ausgeprägtem Würgereiz sehr hilfreich sein. Unser Labor kann immer wieder auf verbesserte Werkstoffe, Technologien und Geräte zurückgreifen, die den Arbeitsalltag erleichtern.

Welche Herausforderungen bringt Ihre Arbeit mit sich und wie gehen Sie damit um?

Verletzungen durch Unfälle oder Blutungen kommen nicht geplant. Die Anfertigung dieser Schienen unter Zeitdruck erfordert schon eine gewisse Routine, um Fehler zu vermeiden. Zudem ist der persönliche Kontakt zu unseren Patienten wichtig, es gelingt mir allerdings nicht immer, den gewissen Abstand zu gewinnen.

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf?

Durch meine Arbeit komme ich mit verschiedenen Abteilungen und Mitarbeitern zusammen. Das erweitert den Beruf des Zahntechnikers ungemein. Unsere Materialien und unser Rat konnte schon anderen Kliniken helfen. Hier an unserer Klinik ist man schnell mit im Behandlungszimmer, im OP oder auf der Station, um sich bei einem Problem ein Bild zu machen und mit Tipps und Tricks Abhilfe zu schaffen.

Am interessantesten ist es für mich, wenn ich die Veränderungen im Gesicht unserer Dysgnathie-Patienten sehe. Die Planung der Umstellung von Ober- und Unterkiefer anhand von Modellen ist das Eine, aber das Ergebnis dann in echt zu sehen, ist sehr spannend.

Ich arbeite mit meinen Händen und verschiedenen Materialien und mache mir Gedanken über das Werkstück. Darum sage ich gerne, dass ich ein Teil von mir mitgebe. Wenn ein glücklicher Patient wieder zufrieden lächeln kann, ist es der größte Lohn.

Beschreiben Sie Ihre Arbeit in 3 Worten:

kreativ, präzise, erfüllend

Da Arbeit nur das halbe Leben ist, was machen Sie in der anderen Hälfte gerne?

Ich fahre sehr gerne mit meiner Familie zusammen Rennrad und ich liebe Gartenarbeit.

Vielen Dank!

Letzte Änderung: 29.01.2024 - Ansprechpartner: Webmaster