OÄ Dr. med. Cassandra Kirst

Anlässlich des Welt-Frühgeborenen-Tages am 17. November haben wir OÄ Dr. med. Cassandra Kirst vom Perinatalzentrum interviewt. Im Perinatalzentrum, unter Leitung von Dr. med. Ralf Böttger, werden Frühgeborene ab einem Schwangerschaftsalter von 23/0 Wochen versorgt. Dr. Kirst betreut gemeinsam mit den zwei anderen Oberärztinnen, Dr. Kristin Weinert und Claudia Tüngler, die neonatologischen Nachsorgestationen, die in die Kinder der Wochenstation und in die Nachsorge-Sprechstunde aufgeteilt sind.

Liebe Frau Kirst, was hat Sie persönlich dazu bewogen, in diesem Bereich zu arbeiten?

Die Arbeit auf der Neonatologie ist eine Herzensangelegenheit. Die Kleinsten ganz am Lebensanfang zu versorgen und ihnen den bestmöglichen Start ins Leben zu verschaffen, ist eine tolle Aufgabe, die täglich von einem Wechselbad der Gefühle begleitet wird. Oft begleiten wir einfach gesunde Kinder im Kreißsaal gemeinsam mit den Hebammen. Diese Momente sind dann voller positiver Energie und Euphorie – ein Kind wurde geboren und es gibt aus meiner Sicht nur wenig Dinge, die schöner sind als das miterleben zu dürfen. Andere Tage sind herausfordernder – nämlich immer dann, wenn sehr kranke Kinder oder extreme Frühgeborene das Licht der Welt erblicken, dann ist die Arbeit am kleinen Patienten und mit den Eltern umso wichtiger.

OÄ Dr. med. Cassandra KirstFoto: OÄ Dr. med. Cassandra Kirst.
Foto: UFK

Wie gehen Sie mit den emotionalen Herausforderungen Ihrer Arbeit um?

Auch wir Ärztinnen und Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger sind Menschen mit vielerlei Gefühlen und natürlich gibt es auch Tage, an denen man eine schlechte Nachricht nach der anderen überbringt. Damit umzugehen fällt nicht an jedem Tag leicht. Wir unterstützen uns gegenseitig im Team, sprechen viel über die Dinge, die auf der Station passieren. Wir haben immer die Möglichkeit, nicht nur an besonders herausfordernden Tagen, die Seelsorge und qualifizierte Elternberatung hinzuzuziehen – nicht nur für uns, sondern auch für die Familien. Das ist sehr wertvoll. Wir erfahren im Team viel Dankbarkeit durch die Eltern und Angehörigen. Den Kleinsten helfen zu können, das macht es Wert, auch die schwierigeren Situationen gemeinsam durchzustehen.

Was macht Ihren Beruf so besonders und schön?

Das Besondere war für mich stets der Teamgedanke: Wir haben flache Hierarchien, die Pflegerinnen und Pfleger sind viel in Kontakt mit den Eltern und ständig am Kind und ihre Einschätzung zum Patienten ist uns unheimlich wichtig. Wir sind ständig im gemeinsamen Dialog im Team und auch mit den Eltern darüber, was wir bei den einzelnen Patientenkindern verbessern können. Ohne unser großartiges Team ginge das nicht! Wir begleiten die Familien zum Teil über Monate, man lernt sich in dieser Zeit gut kennen. Die hoffnungsvolle Stimmung auf den neonatologischen Stationen und das großartige Miteinander mit den Schwestern und den Familien, sowie die hohe Quote an Patienten, die aus einer schweren Krankheit heraus (fast) vollständig genesen, sind für mich immer etwas ganz Besonderes.

Wenn ein ehemaliges Frühgeborenes von 24/0 SSW und 450 g Geburtsgewicht mit 2 Jahren nach der Sprechstunde zum „Hallo sagen“ auf die Station marschiert und wir ein energiegeladenes fröhliches Kind und zufriedene Eltern sehen, an die sich natürlich alle auf der Station erinnern, weil die ganz Kleinen eben sehr viel Zeit bei uns verbringen, dann ist das der Moment, der meinen Tag zu einem richtig guten Tag macht. Diese Freude ist unbeschreiblich!

Vielen Dank für diesen herzerwärmenden Einblick in Ihre Arbeit!

Letzte Änderung: 30.11.2023 - Ansprechpartner: Webmaster