Epigenetische Analyse von aggressiven Hirntumoren

30.08.2018 -  

Glioblastome sind Hirntumore mit verheerender Prognose. WissenschaftlerInnen des CeMM, der MedUni Wien, und weiterer Partner, darunter die Universitätsmedizin Magdeburg zeigen in einer neuen Studie, wie die epigenetische Analyse von Tumorproben aus dem klinischen Alltag für eine bessere Diagnostik und mittelfristig auch eine gezieltere Behandlung von Glioblastomen verwendet werden kann. Die Arbeit wurde in Nature Medicine veröffentlicht.

Nature Medicine-Abbildung Karl-Heinz NenningGlioblastome sind aggressive Hirntumore, bei denen sich die Krebszellen eines Patienten bzw. einer Patientin auf molekularer Ebene oft stark voneinander unterscheiden. Dies führt während einer medikamentösen Behandlung zu einer evolutionären Selektion, bei der diejenigen Zellen überleben und sich vermehren, die gegen das Medikament resistent sind. Um wirksamere Therapien für Glioblastome zu entwickeln und Resistenzen zu vermeiden, ist es daher entscheidend, die molekulare Vielfalt der Tumorzellen im Detail zu erforschen.

Ob und wie genau sich die epigenetische Regulation beim Fortschreiten von Glioblastomen verändert, war bisher weitgehend unerforscht. Das Team von Christoph Bock, Forschungsgruppenleiter am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, untersucht in seiner neuesten Studie die Rolle der Epigenetik im Krankheitsverlauf von Glioblastomen. Dazu analysierten die WissenschaftlerInnen die DNA-Methylierung in Tumorproben von über 200 Glioblastom-PatientInnen.

In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien und acht Kliniken konnten epigenetische Veränderungen identifiziert werden, die eng mit dem Krankheitsverlauf der Glioblastome assoziiert sind. Die neuen Erkenntnisse, die in Nature Medicine veröffentlicht wurden (DOI: 10.1038/s41591-018-0156-x), erlauben außerdem eine bessere Einschätzung der Prognose einzelner PatientInnen auf Basis epigenetischer Daten.

Diese Forschungsarbeit basiert auf dem Österreichischen Hirntumorregister, das von Adelheid Wöhrer vom Institut für Neurologie der Medizinischen Universität Wien, Co-Letztautorin der Studie, aufgebaut wurde und Partner in ganz Österreich hat. Durch die Kombination epigenetischer Daten mit bildgebenden Verfahren und digitaler Pathologie konnte diese Studie wichtige Gemeinsamkeiten von Glioblastomen auf molekularer, zellulärer und Organ-Ebene aufzeigen. „Die neuen Erkenntnisse können nun zur Klassifikation der Tumorerkrankungen herangezogen werden. Die Studie leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur Rolle der Epigenetik in Glioblastomen und zeigt ihre Relevanz für die personalisierte Medizin“, bestätigt Co-Autor Prof. Dr. Dr. Johannes Haybäck, Direktor des Instituts für Pathologie an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg.

Studie:
The DNA methylation landscape of glioblastoma disease progression shows extensive heterogeneity in time and space, Nature Medicine 27.08.2018. DOI: 10.1038/s41591-018-0156-x

Originalpublikation: https://www.nature.com/articles/s41591-018-0156-x

Förderung:
Diese Studie wurde vom FWF der Wissenschaftsfonds, der Europäischen Union, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem ERC Europäischen Forschungsrat gefördert.

Text:  Dr. Christoph Bock, CEMM
Foto: Ein aggressiver Hirntumor (Glioblastom), dargestellt auf Basis von Magnetresonanzdaten (Abbildung: Karl-Heinz Nenning)

Letzte Änderung: 24.05.2019 - Ansprechpartner: Webmaster