Gemeinsam auf dem Weg zu einer individualisierten Patientenversorgung

07.09.2018 -  

„Ich habe ein schönes Leben und werde wohl besser mal vorsorgen“, dachte sich Herr B. S., damals 63 Jahre, und ging zu einer Checkup-Untersuchung zu seinem Hausarzt. Leider war der Prostata-Laborwert PSA nicht in Ordnung. Die nächsten Jahre waren deshalb gekennzeichnet durch invasive Untersuchungen, nämlich wiederholte Probeentnahmen aus der Prostata. Inzwischen sind sechs Jahre vergangen. In der 4. Serie der Probeentnahmen, die in einer auswärtigen Klinik stattfand, wurde nun „endlich“ ein kleiner, wenig gefährlicher Krebs gefunden. Die Mediziner empfahlen eine radikale Operation der Prostata.

Eigentlich soll mit einem solchen Eingriff das Leiden des Patienten gelindert werden: Häufig bringt die Entnahme der Prostata jedoch schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die betroffenen Männer mit sich. Herr S. entschied sich daher für die Einholung einer Zweitmeinung und wendete sich an die interdisziplinäre Sprechstunde des von der Krebsgesellschaft Symposium-Prof-Schostakzertifizierten Prostatakrebszentrums der Universitätsmedizin Magdeburg. Nach ausführlichen Gesprächen entschied er sich zusammen mit den Ärzten für eine sogenannte Kernspintomographie der Prostata. „Diese zeigte keinen wesentlichen Befund, so dass das vom Patienten gewünschte abwartende Verhalten zunächst unterstützt werden kann“, berichtet Prof. Dr. Martin Schostak, Direktor der Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie Magdeburg. MRT-Untersuchungen in der Qualität, wie sie in der Universitätsmedizin durchgeführt werden, sind jedoch massiv unterfinanziert und auch für die Allgemeinheit für solche Fälle nicht frei verfügbar.

Wördehoff Kreissl SchostakPech (2)Die Geschichte von Herrn S.´ Fall macht deutlich, wie sehr heutzutage medizinische Möglichkeiten zum Nutzen des Betroffenen und die Finanzierbarkeit solcher Maßnahmen auseinanderklaffen können. Um dieses Problem konstruktiv anzugehen, haben sich im August Mitarbeiter der Universitätsmedizin, Patienten und Vertreter der Krankenkassen zu einem Symposium getroffen. Der Urologe Prof. Dr. Martin Schostak, der Radiologe Prof. Dr. Maciej Pech, der Nuklearmediziner Prof. Dr. Michael Kreißl und der Strahlentherapeut Dr. Herbert Wörderhoff, in Vertretung von Chefarzt Prof. Dr. Thomas Brunner, demonstrierten das Vorgehen und das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen in dem konkreten Fall von Herrn S. mit allen menschlichen und technischen Möglichkeiten der universitären Medizin.

In einem weiteren konkreten Fall mit einem sogenannten Rezidiv nach einer Prostatakrebserkrankung wurde die Anwendung der Bildgebung, konkret eine PET-CT-Untersuchung und deren Vorteile, vorgestellt. Basierend auf der Geschichte des Patienten, der seine Erlebnisse der vergangenen Jahre sehr eindrucksvoll schilderte, zeigten die Experten der Universitätsmedizin, wie mit den modernen Möglichkeiten vorschnelle Fehlbehandlungen vermieden werden und stattdessen gezielte Therapien zur Heilung angewendet werden können.

Im Fazit der anschließenden Diskussion waren sich die Anwesenden einig, dass trotz steigendem Kostendruck im Gesundheitswesen eine konstruktive fachliche Debatte zwischen den Krankenkassen und der Universitätsmedizin im Sinne einer adäquaten Leistungsvergütung unbedingt fortgeführt werden sollte, um für jeden Patienten eine optimale individualisierte Therapie anbieten zu können.

FOTOS:
Prof. Dr. Martin Schostak beim Vortrag (Foto: Sarah Koßmann/Uniklinik Magdeburg)

Ärzte der Universitätsmedizin Magdeburg stellten das interdisziplinäre Vorgehen in Diagnostik und Therapie anhand konkreter Fälle vor (v.l.): Strahlentherapeut Dr. Herbert Wörderhoff, Nuklearmediziner Prof. Dr. Michael Kreißl, Urologe Prof. Dr. Martin Schostak und der der Radiologe Prof. Dr. Maciej Pech

Letzte Änderung: 24.05.2019 - Ansprechpartner: Webmaster